Neu Delhi (KNA) In Neu Delhi haben zum ersten Mal führende Repräsentanten der großen Religionen zum Ende des islamischen Fastenmonats Ramadan gemeinsam das abendliche Fastenbrechen Iftar gefeiert. Niemand werde etwas gewinnen, wenn in Indien Gemeinschaften im Namen von Religion, Kaste und Glauben gegeneinander ausgespielt würden, zitierte der asiatische Pressedienst Ucanews (Dienstag) den katholischen Erzbischof der indischen Hauptstadt, Anil Joseph Thomas Couto.
Der Erzbischof habe an alle Glaubensgemeinschaften appelliert, sich den Herausforderungen gemeinsam zu stellen, vor denen Indien stehe. „Lassen wir uns nicht von den kommunalen Kräften spalten“, mahnte Couto bei der von der „Kommission für Ökumene und interreligiösen Dialog“ der Erzdiözese organisierten Iftar-Feier.
An der interreligiösen Veranstaltung nahmen neben muslimischen und christlichen Repräsentanten hochrangige Vertreter von Hindus, Buddhisten und Bahai sowie Goswami Sushil Maharaj, Präsident des „Parlaments der Religionen Indiens“, teil.
Im 75. Jahr seit der Unabhängigkeit vertieft sich in Indien die Spaltung zwischen der hinduistischen Mehrheit und den religiösen Minderheiten. Besonders betroffen von dem Hindunationalismus der Regierung von Premierminister Narendra Modi sind die Muslime, aber auch Christen erfahren Unterdrückung und Verfolgung.
In dem am Montag veröffentlichten Jahresbericht der US Commission on International Religious Freedom (USCIRF) hieÿ es, unter der hindunationalistischen Regierung gehe es mit der Religionsfreiheit „signifkant“ bergab. Die USCIRF erneuerte ihre Forderung nach „gezielten Sanktionen“ gegen Indien.
https://www.cibedo.de/wp-content/uploads/2023/04/delhi-g328c8352c_1920-1024x768-1.jpg7681024Kerstin Bartonhttp://www.ruhrbanausen.de/wp-content/uploads/2022/10/CIBEDO_logo.jpgKerstin Barton2022-04-29 18:21:002023-04-06 18:22:17Interreligiöses Fastenbrechen für Solidarität in Neu Delhi
Frankfurt (KNA) Die Auseinandersetzung der islamischen Theologie mit intensivmedizinischen Entscheidungssituationen steht einer neuen Publikation zufolge erst am Anfang. Aufgrund der „Meinungspluralität in der islamischen Tradition“ gebe es die eine „islamische Antwort“ auf eine bestimmte medizinethische Frage nicht, betonte Serdar Kurnaz vom Berliner Institut für Islamische Theologie am Dienstag in Frankfurt. „Eine Vereinfachung in Erlaubtes und Verbotenes ist aufgrund der Komplexität und der Tragweite vieler Entscheidungen, seien sie medizinisch oder theologisch begründet, nicht möglich“, so Kurnaz.
Er ist Mitautor der Publikation „Islamrechtliche Fragestellungen in der Akutmedizin“, die am Dienstag von der Akademie für Islam in Wissenschaft und Gesellschaft (AIWG) an der Frankfurter Goethe-Universität veröffentlicht wurde. Kurnaz und der Bochumer Oberarzt Assem Aweimer befassen sich darin mit Fragen wie: Muss im Islam alles Menschenmögliche getan werden, um einen kranken Menschen am Leben zu erhalten? Wann dürfen muslimische Patienten auf lebenserhaltende Maßnahmen verzichten? Welche Behandlungsmethoden sind aus islamrechtlicher Sicht für Muslime zulässig?
Bislang gebe es in der islamischen Theologie und der Islamwissenschaft nur vereinzelt Studien, die sich solchen medizinethischen Fragen widmen. „Eine Auseinandersetzung aus islamtheologischer Warte mit Fragen zu modernen medizinischen Therapiemaßnahmen steckt noch in den Anfängen“, hieß es.
Die muslimische Gemeinschaft fordere hingegen meist klare Anweisungen: Entweder solle etwas eindeutig erlaubt oder verboten sein – und nur eine Lösung solle als die islamische gelten. Die Autoren weisen nun darauf hin, dass es in der muslimischen Tradition stets eine Meinungsvielfalt gebe. Das sei noch zu wenig bekannt. Die Publikation wolle einen Grundstein für den Austausch zwischen medizinischer Praxis und Forschung sowie den islam-theologischen Wissenschaften im deutschsprachigen Raum legen.
Berlin (KNA) Am Montag (2. Mai) endet der islamische Fastenmonat Ramadan. Für Muslime ist das Fasten, das jeweils im neunten Monat des islamischen Mondjahres stattfndet, eine der fünf Säulen ihrer Religion neben dem Pilgern nach Mekka, den täglichen Gebetszeiten, dem Glaubensbekenntnis zu Allah als einzigem Gott und dem Almosengeben. Auf das Ende des Ramadan folgt das dreitägige Fest des Fastenbrechens, arabisch ‚Id al Fitr.
Das Fasten soll verdeutlichen, dass die Hingabe an Gott einen höheren Wert hat als die menschlichen Bedürfnisse. Der Ramadan ist auch der Monat der Nächstenliebe und der guten Taten. Der Anfang des Fastenmonats hängt vom Zeitpunkt des Erscheinens der Neumondsichel ab. Die großen islamischen Verbände in Deutschland haben sich auf einen gemeinsamen Zeitrahmen verständigt. In diesem Jahr begann der Ramadan am 2. April.
Der Ramadan erinnert nach islamischer Tradition an die Offenbarung des Koran durch den Erzengel Gabriel an den Propheten Mohammed. Daran wird in der sogenannten „Nacht der Bestimmung“ meist am 27. Ramadan gedacht.
Zwischen dem Beginn der Morgendämmerung und dem Sonnenuntergang ist Muslimen während des Fastenmonats das Essen, Trinken, Rauchen und Geschlechtsverkehr untersagt. Mit dem Iftar, dem gemeinsamen Abendessen, wird das Fasten täglich beendet. Häufig treffen sich die Gläubigen an den Abenden auch zum gemeinsamen Gebet oder rezitieren zu Hause Suren des Koran. Ausgeschlossen von der Fastenpflicht sind nur Reisende, Schwangere, stillende Mütter, Kinder, Kranke und Alte.
Das religiös motivierte Fasten ist nicht nur ein muslimisches Phänomen. So begehen Christen eine 40-tägige Fastenzeit vor Ostern. Die Angehörigen der Ostkirchen befolgen vier Fastenzeiten im Kirchenjahr. Auch im Buddhismus gibt es eine Fastentradition.
„Die ersten zwei Tage sind ein bisschen schwierig“
Weniger Nahrung und mehr Gebet – der Ramadan ist für viele Muslimas und Muslime eine besondere Zeit im Jahr. Büsra und Hüseyin aus Berlin erklären, warum sie fasten und tischen zum Fastenbrechen typische Gerichte auf.
von Nicola Trenz (KNA)
Berlin (KNA) Der Tisch ist gedeckt mit blau-weißem Porzellan, Tulpen blühen in einer Vase. Ein paar Datteln liegen in einer kleinen Schale. „Getrocknete Datteln isst man traditionell zum Fastenbrechen im Ramadan“, erklären Büsra und Hüseyin, die beim Projekt „Sharing Ramadan“ des muslimischen Vereins „Forum Dialog“ mitmachen. In ihrer Wohnung in Berlin-Spandau laden sie dabei zum „Iftar“ ein – so heißt die gemeinsame Mahlzeit nach Sonnenuntergang im muslimischen Fastenmonat.
Aus der Küche zieht vielversprechender Duft in das Wohnzimmer. In der Ferne färbt sich Berlin langsam grau. Das junge Ehepaar, das nur mit Vornamen genannt werden möchte, hat seit den ersten Sonnenstrahlen um 4.17 Uhr nichts gegessen und getrunken. Hüseyin wirft einen Blick auf sein Smartphone: Heute wird die Sonne um 20.23 Uhr untergehen. Dazwischen solle man nichts in den Körper aufnehmen – kein Essen oder Trinken, keine Medikamente. Auch Geschlechtsverkehr ist untersagt.
Oft bekämen sie die Frage gestellt, ob sie keinen Hunger oder Durst hätten. „Die ersten zwei Tage sind ein bisschen schwierig“, gibt Büsra zu. Hüseyin ergänzt, der Körper gewöhne sich schnell. Nicht nur der Verzicht kennzeichne den Ramadan als heiligen Monat: Muslimas und Muslime besinnen sich auf das Gebet und den Koran. „Im Ramadan wird man spiritueller, man nimmt alles viel bewusster wahr“, beschreibt Büsra. Außerdem prägen soziale Taten wie Spenden oder Gastfreundschaft den Monat. Das junge Ehepaar ist daher zum Iftar oft bei Freunden oder bewirtet andere Fastende sowie interreligiös Interessierte.
Geduldig beantworten die beiden dabei alle Fragen zum Islam. In der Gesellschaft störe sie die Unwissenheit manchmal, aber sie beobachten auch, dass sich manches in den vergangenen Jahren verbessert habe. Beispielsweise wüssten inzwischen viele Menschen in Deutschland, wenn Ramadan ist, freut sich Büsra. Auch im Alltag stehen die beiden regelmäßig Rede und Antwort. „Ich habe inzwischen ein Gespür dafür, wer aus Interesse fragt oder um mich zu provozieren“, sagt Büsra achselzuckend.
Als unangenehm empfnden die jungen Muslime es, wenn Menschen sie vom Fasten abbringen wollten oder Mitleid hättten. „Wir entscheiden das ja freiwillig“, sagt Hüseyin. Kranke, Schwangere und Kinder vor der Pubertät seien auch vom Fasten ausgenommen. „Wobei“, sagt Büsra, „ich als Kind gerne schon mitmachen wollte – zumindest am Wochenende habe ich einige Stunden mitgefastet“.
Die Sonne ist weg. Die beiden beißen in süße, getrocknete Datteln, eine leicht scharfe Linsensuppe wird aufgetischt. Fladenbrot, grüner Salat und Bohnen mit Feta und Balsamico sind ebenso lecker wie die Hauptspeise, die die beiden gemeinsam gekocht haben: Karniyarik genannte, mit Hack-fleisch gefüllte Auberginen aus dem Ofen, gefüllte Weinblätter und Reis. Hüseyin schenkt „Reyhan Serbeti“ in die Gläser, ein süßes Getränk aus rotem Basilikum, Hibiskus, Zucker, Zimt und Nelken. Das regele den Blutzucker, erklärt Büsra das typische Iftargetränk.
Büsra und Hüseyin sind um die 30, verheiratet und haben türkische Wurzeln. „Dritte Gastarbeitergeneration“, sagt Hüseyin. Beide studierten islamische Theologie und hätten gerne weiter in der Wissenschaft gearbeitet. „Es gibt so wenig Professuren dafür in Deutschland“, sagt die junge Frau die über Maria im Islam und im Christentum geforscht hat. Ihr Mann arbeitet als Imam und studiert zusätzlich Jüdische Studien.
Büsra, die neben ihrem Master in Islamischer Theologie noch Pädagogik studiert und in einem Kindergarten arbeitet, möchte dort interkulturelle Vielfalt und Mehrsprachigkeit fördern. „Wenn man mit Englisch oder Französisch bilingual aufwächst, wird das sehr positiv aufgenommen. Wir sind auch beide bilingual aufgewachsen, aber das hat niemand als Mehrwert angesehen“, sagt die junge Frau. Sie sitzt vor einem großen Bücherregal, in dem deutschsprachige Bücher neben türkischen und arabischen stehen: Islamische Rechtsschriften neben sieben Bänden Harry Potter, der Koran neben jüdischen Theologiebüchern.
Bevor es zum Nachtisch Baklava und Tee gibt, ziehen die beiden sich kurz zum Gebet zurück. „Wir versuchen, unsere Religion auszuleben und uns an die Regeln zu halten“, sagen sie, die in gläubigen Familien aufgewachsen sind. Es habe ihn als Jugendlichen angetrieben, immer mehr über den Islam und dessen viele Strömungen zu wissen, sagt Hüseyin. Er bedauert, dass wenig Dialog stattfnde. „Imame verschiedener Strömungen kommen nicht einfach mal zum Tee zusammen“, sagt der junge Mann im hellblauen Poloshirt. Und auch der Dialog zwischen verschiedenen Religionen müsse endlich alltäglich werden.
https://www.cibedo.de/wp-content/uploads/2023/04/dates-g04ce3cb81_1920-1024x683-1.jpg6831024Kerstin Bartonhttp://www.ruhrbanausen.de/wp-content/uploads/2022/10/CIBEDO_logo.jpgKerstin Barton2022-04-26 18:18:002023-04-06 18:18:48Wie ein muslimisches Paar das Ende eines Fastentags begeht
Frankfurt (KNA) Junge Musliminnen und Muslime in Deutschland wollen laut einer Studie nicht zuerst als migrantisch und muslimisch defniert werden. Die Befragten fühlten sich in Deutschland zu Hause, planten hierzulande ihre Zukunft, engagierten sich in der Flüchtlingshilfe, der Feuerwehr oder der Politik und empfänden zugleich Unentschlossenheit gegenüber der Bundesrepublik, fasste die Goethe-Universität Frankfurt am Montag zentrale Ergebnisse ihrer „Ditib-Jugendstudie“ zusammen. Beispielsweise könnten sich die Jugendlichen nicht vorstellen, in Deutschland beerdigt zu sein.
Die Universität untersuchte im Auftrag des Ditib-Moscheeverbands die Einstellungen junger Musliminnen und Muslime zu lebensweltlichen und gesellschaftlichen Fragen mit Schwerpunkt Religion.
Als Ergebnisse formuliert die Studie weiter: Viele Befragte hätten Diskriminierungserfahrungen gemacht, etwa in der Schule. Sie hätten ein positives Bild staatlicher Regelsysteme. Im Ditib-Moscheeverband fänden die Jugendlichen einen „Ersatz für die türkische Heimat ihrer Eltern und Familien“. Allerdings forderten sie mehr deutschsprachige Imame und ein stärkeres Zugehen des Verbands auf nicht-muslimische Bürger. Kopftuchzwang und Zwangsehen lehnten sie ab.
Die Studienautoren sprechen dem Ditib-Moscheeverband die Fähigkeit zu, durch religiöse Grundbildung zur Stabilisierung der Persönlichkeit beizutragen und somit Integration mitzugestalten. „Es ist genau diese religiöse Matrix für lebensweltliche Orientierung, die radikalen Muslimen oft fehlt“, sagte Studienautor Harry Harun Behr. Zugleich forderte er den Moscheeverband auf, „kritische Refexion als Chance für bewusstere Religion zu begreifen und nicht als Angriff auf den Glauben“. Eine Herausforderung bestehe darin, die eher „säkulare Spiritualität“ der jungen Generation aufzugreifen.
Die Studie umfasst 185 Seiten und will Impulse für die Jugendarbeit in islamischen Gemeinden in Deutschland geben, aber auch für die Politik und Bildungsinstitutionen. Befragt wurden den Angaben zufolge zwischen Mitte und Ende April 2021 junge Menschen zwischen 14 und 27 Jahren, die sich selbst als muslimisch bezeichnen, sich ehrenamtlich im Jugendverband des Ditib-Moscheeverbands engagieren und in Deutschland beheimatet sind. Ausgewertet wurden demnach Antworten von 500 Befragten.
Die Studie geht auf folgende Themenfelder ein: Beheimatungen, Anerkennung, Gesellschaft und Demokratie, Diskriminierung, Engagement, Lebensplanung und Zukunftsvorstellung, Liebe und Freundschaft, Religionsverständnis, Familie und Religion, religiöse Orientierung und Führung, die Wahrnehmung der Ditib, Bildungsfragen.
https://www.cibedo.de/wp-content/uploads/2023/04/woman-gabfc1d0fe_1920-1024x693-1.jpg6931024Kerstin Bartonhttp://www.ruhrbanausen.de/wp-content/uploads/2022/10/CIBEDO_logo.jpgKerstin Barton2022-04-26 18:16:002023-04-06 18:17:45Studie: Muslime wollen nicht als migrantisch definiert werden
Wien (KNA) Die „Frei-Alevitische Glaubensgemeinschaft in Österreich“ hat den Status einer staatlich eingetragenen religiösen Bekenntnisgemeinschaft zuerkannt bekommen. Entsprechende Medienberichte bestätigte Kultusamtsleiter Florian Welzig am Freitag der Wiener Presseagentur Kathpress. Der entsprechende Bescheid sei bereits am 13. April ausgestellt worden. Eine Aufnahme der neuen Bekenntnisgemeinschaft in das auf der Internetseite des Bundeskanzleramts einsehbare Register erfolge nach Ablauf der Rechtsmittelfrist.
Österreich hat damit drei rechtlich anerkannte alevitische Glaubensgemeinschaften: 2013 wurde die Alevitische Glaubensgemeinschaft in Österreich (ALEVI) gesetzlich als Religionsgesellschaft voll anerkannt. Im selben Jahr erhielt die Alt-Alevitische Glaubensgemeinschaft in Österreich (AAGÖ) die Stellung einer eingetragenen Bekenntnisgemeinschaft. Damit erlangt eine Glaubensgemeinschaft Rechtspersönlichkeit, ist aber im Unterschied zu den gesetzlich anerkannten Kirchen und Religionsgesellschaften keine Körperschaft öffentlichen Rechts. Die Zuerkennung des Status als Bekenntnisgemeinschaft ist die Voraussetzung, um später die volle gesetzliche Anerkennung zu erhalten.
Mit der jetzt erfolgten Eintragung als religiöse Bekenntnisgemeinschaft geht für die Frei-Aleviten ein jahrelanges rechtliches Ringen zu Ende, das 2009 begonnen hatte, wie deren Bundesvorsitzender, Özgür Turak, im Kathpress-Interview erklärte. Eingebracht wurde der Antrag noch von der Föderation der Aleviten-Gemeinden in Österreich (AABF). Sie bleibt weiter bestehen und bildet nunmehr die Dachorganisation für die bestehenden kulturell-sozialen Hilfsvereine der Frei-Aleviten.
Streitpunkt der rechtlichen Auseinandersetzung war laut Turak die Frage, ob die Frei-Aleviten eine islamische Glaubensrichtung und damit prinzipiell unter dem Gesichtspunkt des Islam-Gesetzes zu behandeln seien und inwieweit die Namensgebung zur Verwechslung mit den beiden anderen alevitischen Religionsgemeinschaften führen könnte. Nach einer Ablehnung des Antrags, die auch vom Verwaltungsgerichtshof bestätigt wurde, wandte sich der Verein 2019 an den Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte. 2020 wurde ein neuer Antrag auf Registrierung beim Kultusamt in Österreich eingebracht, letztlich mit Erfolg.
Wie Turak betonte, verstünden sich die Frei-Aleviten als eine eigenständige Religion, die nicht zum Islam gehöre. Das habe man auch in der Darstellung der Glaubensinhalte deutlich gemacht. Zentraler Inhalt des Glaubens sei der Weg zum „vollkommenen Menschen“. Der Glaube selbst sei nach Auffassung der Frei-Aleviten ein „mystischer Pfad“.
Die in Kleinasien und im Mittleren Osten entstandene Glaubensgemeinschaft, die auf Glaubenslehrer aus dem 13. Jahrhundert zurückblicken könne, habe lange Zeit die religiösen Inhalte nur mündlich tradieren können, so Turak. Der Weg der Alevitinnen und Aleviten hin zu Freiheit und Unabhängigkeit sei stets beschwerlich und bis heute von Diskriminierung und Misstrauen begleitet gewesen. Erst in europäischen Ländern habe sich das Alevitentum frei entfalten können.
https://www.cibedo.de/wp-content/uploads/2023/04/vienna-ga2a146e6a_1920-1024x683-1.jpg6831024Kerstin Bartonhttp://www.ruhrbanausen.de/wp-content/uploads/2022/10/CIBEDO_logo.jpgKerstin Barton2022-04-26 18:15:002023-04-06 18:16:40Frei-Aleviten in Österreich offziell anerkannt
Berlin (KNA) Mehrere Demonstrationen in Berlin haben am Wochenende erneut für Entsetzen über judenfeindliche Äußerungen gesorgt. Anders als Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) sprachen Vertreter von Union und FDP von spezifschem Antisemitismus „unter Muslimen“. Nach Polizeiangaben kam es bei Protestaktionen durch die Bezirke Kreuzberg und Neukölln zu Straftaten und Festnahmen. Mittlerweile seien Ermittlungen wegen antisemitischer Anfeindungen eingeleitet.
Ministerin Faeser betonte auf Twitter: „Für Judenfeindlichkeit gibt es in unserer Gesellschaft keinen Platz.“ Der Rechtsstaat müsse konsequent handeln, und an antisemitische Beschimpfungen dürfe man sich niemals gewöhnen – „egal von wo und von wem sie kommen“.
Der CDU-Bundestagsabgeordnete Paul Ziemiak sprach von einem Skandal und twitterte: „Was wir hier an islamischen #Antisemitismus erleben, ist eine Schande für unsere Hauptstadt.“ Wer die Augen verschließe, mache sich mitschuldig.
Der innenpolitische Sprecher der FDP-Bundestagsfraktion, Konstantin Kuhle, sagte der „Bild“-Zeitung: „Die Ereignisse des Wochenendes müssen einen unverstellten Blick auf den spezifischen Antisemitismus auslösen, den es unter Muslimen gibt.“ Dafür dürfe es keine Toleranz geben. Angesichts der „widerlichen Straftaten und antisemitischen Äußerungen“ bei den Berliner Demonstrationen dränge sich die Frage auf, „ob der vermeintliche politische und gesellschaftliche Einsatz gegen Antisemitismus in Deutschland überhaupt ernst gemeint ist“.
Der SPD-Innenexperte Sebastian Hartmann betonte: „Jedde Grenze ist überschritten, wenn es zu antisemitischen Ausfällen kommt und offen Hassparolen auf Jüdinnen und Juden gegrölt werden.“ Es sei unerheblich, ob sich diese Szenen auf Pro-Palästina- oder Nazi-Demos abspielten, sagte Hartmann der „Welt“.
AfD-Fraktionscheffin Alice Weidel sprach von „importiertem Antisemitismus“. Judenfeindliche Beleidigungen müssten strafrechtlich geahndet und derartige Hass-Demonstrationen verboten werden. „Dies gilt insbesondere für die Al-Quds-Tage in Berlin, wo Demonstranten regelmäßig die Zerstörung Israels fordern“, fügte Weidel hinzu.
https://www.cibedo.de/wp-content/uploads/2023/04/fist-g4b8a645ab_1920-1024x683-1.jpg6831024Kerstin Bartonhttp://www.ruhrbanausen.de/wp-content/uploads/2022/10/CIBEDO_logo.jpgKerstin Barton2022-04-26 18:14:002023-04-06 18:15:32Judenfeindliche Äußerungen bei Demos in Berlin lösen Debatte aus
Berlin (KNA) Der Vorstandsvorsitzende der Kreuzberger Initiative gegen Antisemitismus (KIgA), Dervis Hizarci, plädiert mit Blick auf die antisemitischen Ausschreitungen am Wochenende in Berlin für „genaues Hinsehen“. Wo „rote Linien überschritten wurden, muss durch den Rechtsstaat sanktioniert werden. Wir müssen deutlich machen, wo die Grenzen sind“, sagte Hizarci am Montag der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) in Berlin. „Darüber hinaus müssen wir versuchen, diese Milieus zu erreichen. Und das gelingt nicht durch markige Statements über ‚muslimischen Antisemitismus‘, so Hizarci.
Mehrere Demonstrationen in Berlin hatten am Wochenende wegen judenfeindlicher Äußerungen für Entsetzen gesorgt. Anders als Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) sprachen Vertreter von Union und FDP von spezifschem Antisemitismus „unter Muslimen“. Nach Polizeiangaben kam es bei Protestaktionen durch die Bezirke Kreuzberg und Neukölln zu Straftaten und Festnahmen. Mittlerweile seien Ermittlungen wegen antisemitischer Anfeindungen eingeleitet.
Hizarci betonte, er sehe den Islam nicht als Ursache für die antisemitischen Ausschreitungen. „Der Antisemitismus, der dort von Menschen geäußert wird, die sich vielleicht selbst sogar als Muslime verstehen, ist für mich in den meisten Fällen kein sogenannter ‚muslimischer Antisemitismus‘, sagte Hizarci. „Viele von ihnen sind Muslime, haben aber nicht als Muslime demonstriert, sie sind nicht religiös motiviert dort gewesen“. Auch habe keine Moschee dazu aufgerufen.
„Wenn ‚herkunftsdeutsche‘ Menschen hier für oder gegen etwas demonstrieren, tun sie das nicht vordergründig religiös motiviert. Sie sind auch nicht als Christen unterwegs“, so Hizarci. „Das soll nicht heißen, dass es keinen religiös motivierten Antisemitismus gibt oder dass Religion und Herkunft keine Rolle spielen. Wir dürfen es uns aber nicht zu einfach machen“, erklärte Hizarci, der dem Beraterkreis des Beauftragten der Bundesregierung gegen Antisemitismus angehört.
Die „Kreuzberger Initiative gegen Antisemitismus (KIgA)“ wurde 2003 gegründet und unter anderem mit der Buber-Rosenzweig-Medaille geehrt. Sie entwickelte als eine der ersten Konzepte gegen Judenhass auch für die Einwanderungsgesellschaft.
Hamburg/Oberammergau (KNA) Er ist Muslim und spielt bei den Oberammergauer Passionsspielen den Judas: Cengiz Görür. „Ich bin Muslim. Als Kind wusste ich nicht genau, wer Jesus ist und wer Judas. Aber ich habe mich gut vorbereitet“, sagte der 22-Jährige dem „Spiegel“ (Samstag). Auf die Frage, ob das alle Menschen in Oberammergau toll fänden, sagte Görür: „Alle wahrscheinlich nicht. Manche empfinden es vielleicht auch als Provokation oder als Statement des Spielleiters Christian Stückl.“
Görür bezeichnete Judas als eine „vielschichtige und zerrissene Figur“ und als einen der besten Freunde Jesu. „Laut und kämpferisch, aber auch naiv. Eine starke Rolle.“ Judas sei ein Verräter, der keiner sein wolle: „Er verrät Jesus eher aus Anmaßung und weil er in eine Falle tappt. So interpretiert das die Inszenierung, aber auch Theologen sehen die Judas-Figur differenziert.“
Der Judas-Darsteller fährt im echten Leben Pizza aus. Auf die Frage, was die Kunden sagten, wenn er ihnen Pizza bringe, sagte Görür: „Die meisten freuen sich. Manche rufen sogar ihre Kinder und sagen: Hey, Kinder, Judas hat uns Pizza gebracht.“
https://www.cibedo.de/wp-content/uploads/2023/04/pizza-gb037db535_1920-1024x680-1.jpg6801024Kerstin Bartonhttp://www.ruhrbanausen.de/wp-content/uploads/2022/10/CIBEDO_logo.jpgKerstin Barton2022-04-25 18:09:002023-04-06 18:10:23Darsteller aus Oberammergau: „Hey, Judas hat uns Pizza gebracht“
Hamburg geht bundesweit einmaligen Weg. In Hamburg gibt es einen gemeinsamen Religionsunterricht für Schüler aller Religionen. Möglicherweise wird daran künftig auch die katholische Kirche mitwirken. Sie will am Donnerstag eine Entscheidung bekanntgeben. Von Michael Althaus (KNA)
Hamburg (KNA) In Hamburg ist man stolz darauf, ein bundesweit einmaliges Modell des Religionsunterrichts entwickelt zu haben. Am „Religionsunterricht für alle (Rufa)“ sind Aleviten, evangelische Christen, Muslime und Juden gleichberechtigt beteiligt – und möglicherweise bald auch die katholische Kirche. Sie will am Donnerstag bekanntgeben, ob sie künftig bei dem interreligiösen Format mitmacht. Angekündigt ist eine Pressekonferenz mit Erzbischof Stefan Heße und Schulsenator Ties Rabe (SPD). Alles deutet darauf hin, dass sich die Kirche für eine Beteiligung am „Rufa“ ausspricht.
Während in anderen Bundesländern der Religionsunterricht nach Religionen und Konfessionen getrennt erteilt wird, werden die Schüler in Hamburg bereits seit Jahrzehnten im „Rufa“ gemeinsam unterrichtet. Die Inhalte wurden im protestantisch geprägten Hamburg viele Jahre allein von der evangelischen Kirche bestimmt. 2019 wurde das Modell zu einem „Rufa 2.0“ weiterentwickelt, der seither gleichberechtigt von vier Religionen verantwortet wird. Alle Beteiligten dürfen eigene Religionslehrer entsenden.
Die katholische Kirche hatte sich bislang nicht am „Rufa“ beteiligt, weil sie einen konfessionsgebundenen Religionsunterricht bevorzugt. Im Zuge der Reform 2019 startete sie an ausgewählten Schulen ein Modellprojekt, um zu prüfen, ob der Lehrplan die Unterschiede der Konfessionen und Religionsgemeinschaften ausreichend berücksichtigt.
Ein religionspädagogischer Gutachter empfahl dem Erzbistum bei einer Tagung im Januar die Beteiligung. Erzbischof Heße zeigte sich daraufhin offen: „Viele theologische und religionspädagogische Gründe sprechen mir für einen Beitritt der katholischen Kirche zum Rufa.“ Das Erzbistum überzeugt an dem Modell vor allem, dass es sich nicht um einen religionskundlichen Unterricht aus neutraler Perspektive handelt. Vielmehr soll der „Rufa“ gemäß dem Grundgesetz „in Übereinstimmung mit den Grundsätzen der Religionsgemeinschaften“ erteilt werden. Das heißt, die jeweiligen Lehrer müssen der Religionsgemeinschaft angehören, die sie vertreten. Gegensätze zwischen den Religionen und Konfessionen sollen klar benannt werden.
Schon mit der Weiterentwicklung des „Rufa“ 2019 wurden an der Universität Hamburg zusätzlich Lehramtsstudiengänge für islamische und alevitische Religion eingerichtet. Mit dem potenziellen Einstieg des Erzbistums ist das Versprechen der Stadt verbunden, das bestehende Institut für katholische Theologie auszubauen.
Ein Beitritt zu dem Modell hätte Auswirkungen auf die staatlichen Schulen in Hamburg und ihre rund 24.000 katholischen Schüler. Weil die Katholiken in Hamburg in der Minderheit sind, wird dort rein katholischer Religionsunterricht aktuell kaum erteilt. Die katholischen Schüler nehmen bereits an dem interreligiösen Unterricht teil. Bei einer Beteiligung am „Rufa 2.0“ würde die katholische Kirche als gleichberechtigter Partner auch inhaltlich daran mitwirken.
Mit der anstehenden Entscheidung will das Erzbistum auch eine Lösung für die etwa 100 katholischen Religionslehrer an staatlichen Schulen fnden. Sie sind bislang inoffiziell am „Rufa“ beteiligt, brauchen aber dafür spätestens ab dem nächsten Schuljahr eine offzielle Beauftragung durch den Erzbischof.
Für die 20 katholischen Schulen in Trägerschaft des Erzbistums Hamburg mit ihren rund 7.000 Schülern hätte die Entscheidung keine Auswirkungen. Dort wird weiterhin rein katholischer Religionsunterricht erteilt.
Ähnlich wie in Hamburg wird auch in anderen Bundesländern um die zukünftige Gestaltung des Religionsunterrichts gerungen. In mehreren Ländern lernen bereits katholische und evangelische Schüler gemeinsam. Verantwortlich für den Unterricht ist aber meist weiterhin entweder die eine oder die andere Konfession. Niedersachsen prüft derzeit die Einführung eines „gemeinsam verantworteten christlichen Religionsunterrichts“. So weit wie in Hamburg geht jedoch bislang niemand.
„Wir sind uns bewusst, dass wir hier in Hamburg gleichsam in einer Art religionspädagogischem Labor arbeiten, das von der Wissenschaft, von anderen Diözesen, in anderen Bundesländern sehr aufmerksam verfolgt wird“, so Erzbischof Heße im Januar. Das Hamburger Modell halte er jedoch nicht ohne Weiteres für auf andere Bundesländer übertragbar. Es dürfte organisatorisch in einem Flächenland kaum umsetzbar sein und gebe eine sehr spezifische Antwort auf die Hamburger gesellschaftlichen Bedingungen, betonte Heße.
https://www.cibedo.de/wp-content/uploads/2022/04/board-ge6979bda4_1920-1024x683-1.jpg6831024Kerstin Bartonhttp://www.ruhrbanausen.de/wp-content/uploads/2022/10/CIBEDO_logo.jpgKerstin Barton2022-04-25 18:08:002023-04-06 18:13:31Erzbistum vor Beteiligung an Unterricht für alle Religionen
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