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Berlin (KNA) Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) will den Austausch mit Muslimen im Rahmen der Deutschen Islamkonferenz (DIK) vertiefen. Diese sei „das zentrale Forum für den Dialog des Staates mit Musliminnen und Muslimen“, sagte Faeser am Donnerstag in Berlin. Weiter betonte die Ministerin: Sie wolle die Gespräche „als wichtigen Beitrag zum gesellschaftlichen Zusammenhalt engagiert fortführen und fortentwickeln – und binde dabei muslimische Stimmen von Anfang an ein“. Sie äußerte sich bei einem Werkstattgespräch mit muslimischen Verbänden.

Die Deutsche Islamkonferenz wurde 2006 vom damaligen Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble (CDU) ins Leben gerufen. Sie dient bislang als zentrale Dialogplattform zwischen Staat und Islam in Deutschland. Sie soll die religions- und gesellschaftspolitische Integration der schätzungsweise rund 5,5 Millionen Muslime voranbringen. Nach Angaben des Innenministeriums werden derzeit die Planungen für die fünfte Phase der DIK vorangetrieben.

Die Islamkonferenz habe dazu beigetragen, „dass Musliminnen und Muslime heute selbstverständlicher Teil unserer Gesellschaft sind“, sagte Faeser weiter. Belege hierfür seien die Einführung von islamischem Religionsunterricht an öffentlichen Schulen, die Etablierung islamischer Theologie an öffentlichen Universitäten, die Teilhabe von Musliminnen und Muslimen in der Wohlfahrtspflege oder an gesellschaftlichen Debatten.

Zugleich verwies die Ministerin darauf, dass viele Musliminnen und Muslime in Deutschland Anfeindungen erlebten. Diese würden sie doppelt treffen: als Angehörige der islamischen Religion und oft auch als Menschen mit Einwanderungsgeschichte. Faeser betonte, die DIK sei „auch das ganz klare Zeichen an alle, die das nicht hören oder akzeptieren wollen: Die Musliminnen und Muslime in Deutschland und ihre Religion sind ein selbstverständlicher Teil unserer Gesellschaft“. Der Staat nehme sich ihrer Anliegen an.

Erste Gespräche zur DIK unter der neuen Bundesregierung habe es bereits im März gegeben, hieß es weiter. Nun seien Themen wie „Gesellschaftlichen Zusammenhalt fördern“, „Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit verhindern“ und „Strukturen muslimischer Selbstorganisation“ konkreter diskutiert worden.

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Köln (KNA) Bundestagsabgeordnete, Ärztevertreter und Mitglieder von Menschenrechtsorganisationen wollen am „Welttag der Genitalen Selbstbestimmung“ am Samstag in Köln gegen medizinisch unbegründete Vorhautbeschneidungen demonstrieren. Anlass ist ein Urteil des Kölner Landgerichts vor genau zehn Jahren, das religiöse und nichtmedizinisch notwendige Beschneidungen von Jungen für rechtswidrig erklärt hatte. Den Protestaufruf unterstützten 80 Kinder-, Menschen- und Frauenrechtsorganisationen, darunter der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ) und die Betroffenenverein Mogis.

Das Gericht hatte auch Jungen das Recht auf genitale Selbstbestimmung zugesprochen und den Eingriff als eine strafbare Körperverletzung bewertet. Die Entfernung der Vorhaut hat im Judentum und im Islam eine große rituelle Bedeutung. Vertreter des Islam und des Judentums werteten das Urteil als islamfeindlich und antisemitisch. Auch die beiden großen Kirchen kritisierten das Urteil.

Wenige Monate später verabschiedete der Bundestag ein Gesetz, nach dem jüdische und muslimische Eltern ihre Jungen nach religiöser Tradition weiter beschneiden lassen können, sofern das Ritual nach den Regeln ärztlicher Kunst erfolgt. In den ersten sechs Monaten darf auch ein religiöser Beschneider den Eingriff vornehmen.

Mogis kritisiert, dass die „nicht-therapeutischen Vorhautamputationen“ Jungen in ihrem Intimbereich verletzten und diesen irreversibel veränderten. Der BVKJ argumentiert, dass der Eingriff körperliche und seelische Schmerzen und Langzeitfolgen nach sich ziehen könne. Nicht medizinisch notwendige Beschneidungen sollten nur noch bei einwilligungsfähigen Personen vorgenommen werden, so Vizepräsidentin Angela Schütze-Buchholz. Jedem Kind stehe das Recht auf körperliche Unversehrtheit und körperliche Selbstbestimmung zu.

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Bonn (KNA) Der Koran kann nach Ansicht des katholischen Theologen Klaus von Stosch (50) dabei helfen, die christliche Identität zu schärfen. Die koranische Kritik am Christentum sei auch heute noch relevant, sagte der Professor am Dienstag bei einer Veranstaltung an der Universität Bonn. Sie warne etwa vor einer politischen Verzweckung des Christentums für imperiales Denken.

Deutlich machte von Stosch dies an der Figur Mariens, der Mutter Jesu. In koranischer Zeit hätten manche christlichen Traditionen begonnen, Maria als unverwundbar und unzerstörbar zu denken. Maria sei als Feldherrin und Beschützerin dargestellt worden. Diese Vorstellung weise der Koran zurück. Erst kürzlich habe der orthodoxe Moskauer Patriarch Kyrill I. russischen Soldaten eine Marienikone geschenkt und sie unter den Schutz der Gottesmutter gestellt. Der Patriarch habe Maria somit für die eigenen politischen Belange verzweckt, so von Stosch. Der Koran versuche zudem, Christentum und Judentum in ein „wechselseitiges Verflechtungsverhältnis“ zu stellen. Anders als vielen christlichen Kirchenvätern gehe es der heiligen Schrift des Islam nicht darum, das Christentum als Ablösung des Judentums zu verstehen. Stattdessen wolle sie diejenigen, die an den einen Gott glauben, in einer gemeinsamen politischen Bewegung zusammenführen.

Auch warne der Koran immer wieder vor einem christlichen Vielgötterglauben, erklärte der Theologe. Er entwickele damit eine Sorge, „die vielleicht eine innere Gefährdung des Christentums in allen Zeiten ist“. Es bestehe die Gefahr, Jesus Christus zu „vergötzen“.

Von Stosch äußerte sich im Rahmen seiner Antrittsvorlesung an der Universität Bonn. Dort hat er im Oktober die erste der im Rahmen der Exzellenzstrategie neu geschaffenen Schlegel-Professuren angetreten. Der Lehrstuhl in der Systematischen Theologie dient der besonderen Berücksichtigung gesellschaftlicher Herausforderungen.

Der gebürtige Kölner studierte katholische Theologie an der Universität Bonn sowie an der Universität Fribourg in der Schweiz. Er promovierte im Fach Dogmatik und habilitierte in Fundamentaltheologie. Ab 2008 war er Professor für Systematische Theologie an der Universität Paderborn. In Bonn hat er das „International Center for Comparative Theology and Social Issues (CTSI) für den weltweiten Dialog von Theologien verschiedener Religionen gegründet. Es wird am Mittwoch offziell eröffnet.

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Berlin (KNA) Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier wünscht den Muslimen ein gesegnetes Fastenbrechen. „Sie feiern miteinander: Dieses Fest gehört zu unserem Zusammenleben in Deutschland“, schreibt er in seiner Grußbotschaft zum Zuckerfest. Es verbinde Musliminnen und Muslime untereinander, „aber es verbindet Sie auch mit Menschen anderen Glaubens – und auch mit Menschen, die gar nicht glauben“.

In den vergangenen zwei Jahren sei dieses Miteinander auf eine harte Probe gestellt worden, so Steinmeier weiter. Der Bundespräsident dankte den Muslimen für das Mittragen der „strengen Regeln“, die nötig gewesen seien, um die Corona-Pandemie „einigermaßen unter Kontrolle zu bekommen“. Sie sei noch nicht überwunden, „aber ich freue mich sehr, dass Sie in diesem Jahr mit mehr Familienmitgliedern, Freunden und Nachbarn feiern können“.

Zudem dankte Steinmeier den muslimischen Gemeinden, Wohlfahrtsorganisationen und Verbänden für die Unterstützung von Geflüchteten aus der Ukraine. „Sie leisten Enormes“, so der Bundespräsident. Auch zu festlichen Anlässen sei derzeit vielen Menschen das Herz schwer: „Der brutale, völkerrechtswidrige Angriffskrieg mitten in Europa erschüttert und bedrückt uns alle.“ Er wünsche den Feiernden, dass der Glaube „in dieser dunklen Zeit Trost und Kraft“ spenden möge.

Der islamische Fastenmonat Ramadan endet mit dem Fest des Fastenbrechens, arabisch Eid al-Fitr. Bekannt ist es auch als Zuckerfest. Drei Tage lang wird gemeinsam gegessen und gebetet. In Deutschland leben gut vier Millionen Muslime. Fastende verzichten während des Ramadan von der Morgen- bis zur Abenddämmerung auf Essen, Trinken, Rauchen und Sex. In diesem Jahr dauerte der Ramadan vom 2. April bis zum Abend des 1. Mai.

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Abu Dhabi (KNA) Auf der Arabischen Halbinsel gibt es zwei Apostolische Vikariate, also Vorstufen eines Bistums – für das Südliche Arabien (Vereinigte Arabische Emirate, Jemen, Oman) und das Nördliche Arabien (Bahrain, Katar, Kuwait, Saudi-Arabien). Zusammen haben sie eine Fläche von rund drei Millionen Quadratkilometern und zählen damit zu den größten Kirchenbezirken der Welt. Insgesamt leben in den Vikariaten rund 3,5 Millionen Katholiken, die von nur etwa 120 Priestern betreut werden. Die Religionsfreiheit der Christen ist wegen der streng islamischen Ausrichtung dieser Länder meist stark eingeschränkt, besonders in Saudi-Arabien.

Einheimische Christen gibt es auf der Halbinsel nicht. Die meisten Katholiken sind Gastarbeiter, vor allem aus Indien, Pakistan und den Philippinen, aber auch aus arabischen Ländern wie Libanon und Syrien oder aus Europa. In Abu Dhabi, der Hauptstadt der Vereinigten Arabischen Emirate, kommen nach Angaben des langjährigen Vikariats-Bischofs Paul Hinder am Wochenende zu den nacheinander gefeierten Gottesdiensten regelmäßig mehr als 10.000, an hohen Festtagen insgesamt 20.000 bis 30.000 Besucher in die Kathedrale.

Die kirchlichen Verhältnisse in den Ländern Arabiens sind ebenso verschieden wie der jeweilige Grad an Freizügigkeit, Religions- und Kultusfreiheit. Wegen der großen Entfernungen stehen die Christen oft kaum miteinander in Kontakt. Als einendes Band für alle fungierten nicht zuletzt die beiden Bischöfe: der Schweizer Hinder und der Italiener Camillo Ballin. Seit dessen Tod 2020 musste der 80-jährige Hinder das Apostolische Vikariat Nördliches Arabien mitverwalten. Für seine altersbedingte Nachfolge ernannte Papst Franziskus den Mailänder Weihbischof Paolo Martinelli (63).

Die Arabische Halbinsel, wo der Islam im 7. Jahrhundert entstand, gilt Muslimen als heiliger Boden. Papstreisen dorthin galten als tabu. Im Februar 2019 besuchte Franziskus als erster Papst die Halbinsel. In Abu Dhabi unterzeichnete er damals gemeinsam mit dem ägyptischen Großimam Ahmed al-Tayyeb, einem führenden sunnitischen Gelehrten, ein historisches Dokument über die Brüderlichkeit zwischen Muslimen und Christen.

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Stuttgart (KNA) Der chaldäische Patriarch Kardinal Louis Raphael I. Sako fordert eine Modernisierung des Islam. Es brauche unabhängig von Religionszugehörigkeiten eine Bürgergesellschaft mit gleichen Rechten für alle, sagte er am Samstag beim Katholikentag in Stuttgart.

Sako sprach sich dafür aus, dass die Menschen in seiner irakischen Heimat mehr über ihre eigene und über andere Religionen erfahren müssten. Dies könne helfen, Vorurteile abzubauen und wechselseitig das Verständnis zu verbessern. Der Kardinal kritisierte, der Islam sei politisiert und benutze Religionen für eigene Interessen.

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Vatikanstadt (KNA) Papst Franziskus hat am Montag den Leiter der islamischen Seminare im Iran im Vatikan empfangen, den schiitischen Gelehrten Ajatollah Alireza Arafi. Das teilte der Vatikan ohne Angabe von Details mit. Arafi gilt als Schützling des geistlichen Oberhaupts im Iran, Ajatollah Ali Khamenei.

Schiiten machen nur 10 bis 13 Prozent aller Muslime weltweit aus. Sie stellen allerdings die Bevölkerungsmehrheit in Iran und Irak, einer geopolitisch sensiblen Region. Der Vatikan pflegt über seinen Rat für interreligiösen Dialog seit den 90er Jahren regelmäßigen Austausch mit schiitischen Gelehrten. Schia und Katholizismus sind einander in vielen Punkten näher als dem sunnitischen Islam; etwa was die Rolle der Vernunft in der Theologie betrifft, die Trennung zwischen Staat und Religion und eine ausgeprägte Passionsfrömmigkeit.

Bei seiner vielbeachteten Irak-Reise 2021 hatte Franziskus den dortigen Repräsentanten des schiitischen Islam, Großajatollah Ali al-Sistani, zu einem persönlichen Gespräch getroffen.

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Bonn (KNA) Das neue Zentrum für komparative Theologie der Universität Bonn wird am Mittwoch offziell eröffnet. Dazu fndet eine Veranstaltung im Festsaal der Uni statt, wie diese am Freitag ankündigte. Oberbürgermeisterin Katja Dörner (Grüne), Rektor Michael Hoch und der Kölner Weihbischof Rolf Steinhäuser sprechen Grußworte.

Das „International Center for Comparative Theology and Social Issues“ (CTSI) soll den weltweiten Dialog von Theologien verschiedener Religionen untereinander fördern und sie mit anderen Disziplinen vernetzen. Ziel sei, vor allem die Zusammenarbeit mit Hochschulen in der islamischen Welt auszubauen, so die Uni.

Leiter des neuen Instituts ist der katholische Theologe Klaus von Stosch (50). Er ist seit vergangenem Jahr Inhaber einer im Rahmen der Exzellenzstrategie neu geschaffenen Schlegel-Professur an der Universität Bonn. Zuvor hatte er an der Universität Paderborn ein ähnliches Zentrum aufgebaut.

Von Stosch wird den Angaben zufolge bereits einen Tag vor der Eröffnungsfeier seine Antrittsvorlesung halten. Am Dienstag spreche er über „Die koranische Christologie als Herausforderung für modernes christliches Denken“. Die Eröffnung des CTSI bildet den Auftakt zu einer zweitägigen Fachtagung, die sich der Frage nach interreligiös tragfähigen Standards der Erkenntnistheorie widmet.

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Deggendorf (KNA) Das Landeskomitee der Katholiken in Bayern hat zu einem „intensiven gesellschaftlichen Dialog“ im Freistaat und darüber hinaus aufgerufen. Es brauche einen solchen, der die Menschen einbinde und eine starke Wertegrundlage beinhalte, erklärte der Vorsitzende Joachim Unterländer am Freitag bei der Frühjahrsvollversammlung im niederbayerischen Deggendorf. Noch bis Samstag trifft sich dort das oberste katholische Laiengremium unter dem Motto „Zusammenhalten – zusammen gestalten“.

Unterländer verwies auf die innerkirchlichen Debatten, wie sie etwa durch das Münchner Missbrauchsgutachten ausgelöst worden seien. Ebenso nötig sei ein Dialog zum Umgang mit gesellschaftlichen Fragen wie zu Konsequenzen der Corona-Pandemie, zur ökosozialen Transformation und zu den Folgen des Klimawandels. Auch müsse erörtert werden, wie mit Inflation und Gerechtigkeitsfragen umzugehen sei. Das oft genannte Wort einer Zeitenwende betrifft laut dem Vorsitzenden des Landeskomitees auch die Rätearbeit in der Kirche.

Im Hinblick auf den Krieg in der Ukraine plädierte Unterländer dafür, „die mutmaßlichen Kriegsverbrechen konsequent auf der Basis der Genfer Konvention und weiterer einschlägiger Bestimmungen zu verfolgen“. Zudem sei die Hilfe für die betroffenen Menschen vor Ort sowie für die Geflüchteten weiter notwendig. Das Landeskomitee danke „insbesondere den Pfarrgemeinden, den Ehrenamtlichen und den kirchlichen Verbänden. Sie müssen in ihren Bemühungen durch die öffentliche Hand weiter mit Nachdruck unterstützt werden“, so der Vorsitzende.

Weiter ging er auf die Pandemie ein. Vor allem Kinder und Jugendliche hätten unter dieser gelitten. Dies sei nicht nur für die Kinder- und Jugendhilfe eine große Herausforderung. „Wir fordern deshalb sowohl auf Landes- wie auch auf Bundesebene eine intensive Auseinandersetzung zum Beispiel in Form der Einrichtung von Enquete-Kommissionen auf Landtags- und Bundestagsebene.“

Über die christliche Ökumene hinaus warb Unterländer für eine Vertiefung des interreligiösen Dialogs auch mit islamischen Gemeinden in Bayern wie er unter anderem im „Gemeinsamen Friedensappell“ mit der Islamischen Gemeinde Penzberg als Bekenntnis für Frieden und Menschenwürde zum Ausdruck komme. Mit Blick auf den Synodalen Weg wies der Vorsitzende des Landeskomitees die Kritik insbesondere amerikanischer Bischöfe zurück. Bisherige Ergebnisse des Reformprozesses machten Hoffnung, dass die Kirche in Deutschland Regelungen, für die es keines weltkirchlichen Placets bedürfe, baldmöglichst in konkrete Umsetzungsstrategien bringe.

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Berlin (KNA) Der islamische Religionspädagoge Mouhanad Khorchide hat sich besorgt über die Ablehnung von Homosexualität durch muslimische Studierende geäußert. In der Vergangenheit habe es Mobbingfälle nach dem Outing einzelner Studierender gegeben, berichtete der Professor der Universität Münster bei der Podiumsdiskussion „Coming out: Homosexualität. Ein Grundproblem der Weltreligionen“ am Dienstag in Berlin. Viele Muslime betrachteten Homosexualität als Sünde; homosexuelle Studierende müssten vielfach zunächst lernen, sich selbst anzunehmen. Khorchide sagte, er selbst versuche Betroffenen zu vermitteln, dass Gott liebend und barmherzig sei sowie ihnen Mut zu machen.

Der Wissenschaftler hob die Rolle der islamischen Theologie an den Universitäten für das Thema hervor: „Damit haben wir Räume der theologischen Reflexion, wo man Fragen stellen kann, wo man Fragezeichen setzen kann“, erklärte er. Sorge bereite ihm, dass die innermuslimische Diskussion um Homosexualität in Deutschland weniger theologisch als „identitätspolitisch“ geführt werde.

Die evangelische Theologin Isolde Karle berichtete von einem Wandel in der evangelischen Kirche in Deutschland: Mittlerweile gebe es in fast allen Landeskirchen gleichgeschlechtliche Paarsegnungen oder Trauungen. Diese hätten – entgegen mancher Bedenken – das Ehemodell gestärkt. Für die Zukunft erwartet die Theologin nach eigenen Worten eine Normalisierung gleichgeschlechtlicher Partnerschaften. Es werde aber auch immer Gegenbewegungen geben, so Karle.

Der katholische Theologe Michael Brinkschröder sagte, die Katholiken in Deutschland seien „weit progressiver als der Klerus, als der Vatikan“ bei der Akzeptanz von Homosexualität, Sex außerhalb der Ehe und anderen aktuellen Fragen. Mit dem Reformprozess Synodaler Weg sei die katholische Kirche in Deutschland nun die „Speerspitze“ von Reformbewegungen weltweit, so der Religionslehrer.

Der Rabbiner Alexander Grodensky berichtete von einer großen Akzeptanz homosexueller Partnerschaften bei der Mehrheit der Juden weltweit. Er forderte zudem, die Gleichberechtigung von Frauen stärker umzusetzen.

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