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Köln (KNA) Der vor fast einem halben Jahr eingeführte öffentliche Muezzinruf in Köln hat sich ohne Probleme etabliert. „Im Moment liegen der Stadt Köln keine Beschwerden seitens Anwohnenden oder Bürger*innen vor“, sagte ein Sprecher der Stadt auf Anfrage der Katholischen NachrichtenAgentur (KNA). Die Ditib-Zentralmoschee im Stadtteil Ehrenfeld erfülle alle Auflagen zum Lärmschutz. Auch im Ramadan gälten die vereinbarten Bedingungen zum Muezzinruf.


Eine Anfrage zur Ausweitung des Rufes über das Freitagsgebet liege der Stadt nicht vor. Im vergangenen Jahr hatte Köln ein auf zwei Jahre angelegtes Pilotprojekt gestartet, wonach der Muezzinruf in islamischen Gemeinden unter Auflagen ertönen darf. Die Stadt begründete den Schritt mit der Religionsfreiheit. An der Zentralmoschee erklang der Ruf erstmals am 14. Oktober über zwei Lautsprecher im Innenhof. Die maximal fünfminütige Gebetsaufforderung ist seitdem immer freitags von 12.00 bis 15.00 Uhr zu hören – je nach Jahreszeit und Sonnenstand.


Außerhalb des Moscheegeländes darf der Ruf 60 Dezibel und damit Gesprächslautstärke nicht überschreiten. Für mögliche Beschwerden muss eine Ansprechperson benannt sein. Bislang hätten keine weiteren Gemeinden die Erlaubnis für den Ruf beantragt, sagte ein Stadtsprecher dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ (Dienstag). Im vergangenen Jahr hatten rund zehn weitere Moscheen Interesse an dem Projekt bekundet.

Deutschlandweit gibt es der Ditib zufolge etwa 250 Moscheen, an denen der Muezzin offiziell ruft. Die Kölner Zentralmoschee habe aber einen höheren Symbolwert. Nach der Vorstellung des Projekts war eine bundesweite Debatte entflammt. Kritiker warnten vor einer unzulässigen Bevorzugung einer Minderheit. Zudem könnten konservative oder frauenfeindliche Strömungen in den Gemeinden gestärkt werden. Auch sei die Ditib der verlängerte Arm des türkischen Staats. Das katholische Hilfswerk missio Aachen bekundete die Erwartung, dass die Ditib als Teil der türkischen Religionsbehörde sich für die Religionsfreiheit und die gesellschaftliche Akzeptanz von Christen und anderen religiösen Minderheiten in der Türkei einsetze.


Die Kölner Oberbürgermeisterin Henriette Reker (parteilos) wertete das Projekt als Zeichen gegenseitiger Akzeptanz: „Wenn wir in unserer Stadt neben dem Kirchengeläut auch den Ruf des Muezzins hören, zeigt das, dass in Köln Vielfalt geschätzt und gelebt wird.“

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Kiew (KNA) Eine Delegation internationaler Religionsvertreter ist am Dienstag in Kiew eingetroffen, um gemeinsam für Frieden und ein Ende des russischen Angriffes auf die Ukraine zu beten. Wie das ukrainische griechisch-katholische Nachrichtenportal RISU berichtet, will die rund ein Dutzend Personen aus allen großen Weltreligionen umfassende Abordnung vor Ort „die Menschen seelsorglich unterstützen, humanitäre Hilfe verteilen und den religiösen und politischen Führern begegnen“.

„Wir fordern mit unserer Anwesenheit, dass die Bombardierung ukrainischer Städte aufhört“, wird im Bericht Mateusz Piotrowski vom Organisationsteam der am Montag aus Warschau mit einem Bus aufgebrochenen Delegation zitiert. Man rufe auch zur Stärkung humanitärer Korridore auf sowie zur Abhaltung interreligiöser Mahnwachen für einen gerechten Frieden in der Ukraine und anderen Ländern.

Die Idee für die Reise stammt laut Bericht vom Kiewer Bürgermeister Vitali Klitschko, der bereits im März Religionsführer aufgerufen hatte, in die damals noch belagerte ukrainische Hauptstadt zu kommen und durch ihre moralische Autorität zum Frieden beizutragen. Kiew solle die „Hauptstadt der Menschlichkeit, der Spiritualität und des Friedens“ werden, so Klitschko damals. Offzieller Gastgeber der Reise ist die Kiewer Holocaust-Gedenkstätte Babyn Yar, wo am Dienstag der erste von zwei Gottesdiensten stattfand.

Mitglieder der Delegation sind unter anderen der anglikanische Bischof von Dorking, Jo Bailey Wells, als Vertreter der Kirche von England, Imam Yahya Pallavicini als Vertreter der Islamischen Religionsgemeinschaft in Italien und Koordinator des europäischen Imam-Netzwerks EULEMA, Sr. Sheila Kinsey von der Kommission für Gerechtigkeit und Frieden der katholischen Ordensgemeinschaften Italiens sowie weitere im Religionsdialog aktive geistliche Führungspersonen und in der Friedensarbeit aktive Theologinnen und Theologen aus den USA, Großbritannien und Italien.

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Berlin (KNA) Das Zentralinstitut für Katholische Theologie (IKT) der Berliner Humboldt-Universität (HU) hat pandemiebedingt erst zweieinhalb Jahre nach Beginn der Lehrtätigkeit seine Eröffnung gefeiert. Bei dem Festakt sagte Berlins Wissenschaftssenatorin Ulrike Gote (Grüne) am Freitagabend, auch ein weltanschaulich neutraler Staat brauche „forschungsstarke Theologien“.

Das IKT und das benachbarte, gleichzeitig eröffnete Institut für Islamische Theologie sollten „Orte des interreligiösen Dialogs“ sein. So könnten sie einen Beitrag zum friedlichen Zusammenleben leisten. Sie sollten zudem dazu beitragen, dass ihre jeweiligen Religionsgemeinschaften ihre Glaubenstraditionen für die Probleme in modernen Gesellschaften öffneten.

Der Berliner Erzbischof Heiner Koch betonte, dass der Anstoß zur Gründung des Zentralinstituts auch vom Berliner Senat ausgegangen sei. Dort würden nun die katholischen „Berliner Theologietraditionen“ vereinigt und dadurch „gestärkt und zukunftsfähig gemacht“. Als eine der „Wurzeln“ des neuen Instituts nannte Koch das 1957 gegründete Seminar für Katholische Theologie an der Freien Universität Berlin, „das in den späten 1980er Jahren eine Blüte erlebte“.

Der kommissarische HU-Präsident Peter Frensch würdigte die bereits erreichte Vernetzung des Zentralinstituts mit anderen wissenschaftlichen Einrichtungen. Dialog und Austausch seien grundlegend für die Entwicklung des Faches Theologie an Universitäten. „Ethische Fragen der Bio-, Medizin-, Umwelt- oder Technikforschung müssen an einer Universität diskutiert werden und gehören daher auch in das Feld der Theologie“, betonte der Psychologe.

IKT-Direktor Georg Essen warb für eine katholische Theologie, die „der Gesellschaft zugewandt, weltoffen, sensibel für Kultur, Kunst und Politik“ ist. Er plädierte für eine verstärkte Zusammenarbeit mit der einzigen Katholisch-Theologischen Fakultät in Ostdeutschland, die an der Universität Erfurt angesiedelt ist.

Der Direktor des Instituts für Islamische Theologie, Serdar Kurnaz, sagte, mit dem IKT seien Forschungen und Publikation bereits begonnen worden oder geplant. Beide Einrichtungen wollten gemeinsam eine theologische Sprache prägen, die für die ganze Gesellschaft verständlich sei.

Die Prodekanin der evangelischen Theologischen Fakultät, Ruth Conrad, sagte, beide Institute machten sichtbar, dass Berlin eine „religiös vitale und plurale Stadt“ sei.

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Abu Dhabi (KNA) Der scheidende katholische Bischof für die Arabische Halbinsel Paul Hinder (80) sieht dort Fortschritte bei der Religionsfreiheit für Christen. „Die Toleranz ist in meiner Dienstzeit gewachsen“, sagte er am Sonntag im Interview der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). Während seiner 18-jährigen Dienstzeit in der Ursprungsregion des Islam habe er erlebt, „dass es echtes Bemühen gibt, aufeinander zuzugehen“. Dies habe unter Papst Franziskus noch zugenommen, der mit seiner Reise nach Abu Dhabi 2019 als erster Papst die Arabische Halbinsel besuchte. Er selbst sei von Muslimen stets mit größtem Respekt behandelt worden und habe acht neue Kirchen weihen können, fügte Hinder hinzu.

Die Konfrontation mit anderen Kulturen und Religionen fördere in den Golfstaaten die Ansätze zu Reformen. „Sie müssen, sollen sie nachhaltig sein, innerhalb des Islam wachsen, auch wenn sie indirekt von außen angestoßen werden“, betonte der Bischof. Die manchmal noch zaghaften Reformen im Rechtswesen der Staaten gingen eindeutig in Richtung Modernisierung. „Das bedeutet aber nicht, dass der Prozess exklusiv in die Richtung der europäisch verstandenen Aufklärung geht.“ Der Import von westlichem Lebensstil führe gerade bei jungen Menschen zu Identitätsproblemen und bei den älteren manchmal zu Vorbehalten und Nostalgie.

Der Schweizer Paul Hinder wurde 2004 Weihbischof und im Folgejahr Apostolischer Vikar von Arabien. Nach der Teilung des Gebietes durch Papst Benedikt XVI. (2005-2013) übernahm der Ordensmann der Kapuziner den südlichen Teil mit den Ländern Jemen, Oman und Vereinigte Arabische Emirate. Amtssitz ist deren Hauptstadt Abu Dhabi. Zuletzt fungierte er auch als Administrator für das Nördliche Arabien (Katar, Bahrain, Saudi-Arabien). Damit war er zuständig für das größte Kirchengebiet der Welt. Dort leben heute 3,5 Millionen Katholiken, überwiegend Arbeitsmigranten aus Asien.

Anfang Mai nahm Papst Franziskus den altersbedingten Rücktritt des 80-Jährigen an. Sein Nachfolger wird der bisherige Mailänder Weihbischof Paolo Martinelli (63), der ebenfalls dem für Arabien zuständigen Kapuzinerorden angehört.

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Am Mittwochabend wird der 102. Katholikentag im oberen Schlossgarten in Stuttgart eröffnet. Auf der seit 1848 stattfindenden Traditionsveranstaltung wird es auf dem gesamten Stadtgebiet bis zum Sonntag Gottesdienste, Vorträge, Ausstellungen, Diskussionen, Musik und vieles mehr zu sehen und zu erleben geben. Neben vielfältigen kulturellen und spirituellen Angeboten können sich die Teilnehmer den drei großen Themenbereichen – „Unser Glaube“, „Unsere Verantwortung“ und „Unsere Zukunft“ – widmen.

Wo es um Glaube, Verantwortung und Zukunft geht, darf auch der interreligiöse Dialog nicht fehlen.

Wir als Christlich-Islamische Begegnungs- und Dokumentationsstelle der Deutschen Bischofskonferenz werden mit unserem Begegnungszelt mitten im Geschehen sein. Bei uns finden Sie umfassende Informationen zum christlich-islamischen Dialog, eine breite Auswahl unserer Publikationen und Zeitschriften stehen neben zahlreichen Büchern zum Thema Islam und Christentum in verschiedenen Sprachen bereit. Kommen Sie bei einem Glas Tee mit uns ins Gespräch oder gönnen Sie sich einfach eine Verschnaufpause.
Alle zwei Stunden wird ein kleiner Arabischkurs stattfinden, in dem Sie Grundkenntnisse der arabischen Schrift und Einblicke in ihre Kalligraphie gewinnen. Nehmen Sie im Anschluss gerne gleich selbst einmal Griffel und Tinte zur Hand.

Auch zu gewinnen gibt es bei uns etwas. Testen Sie Ihr Wissen bei einem Christentum-Islam-Quiz in erwachsenen- und kindgerechter Version (Preise werden verschickt).

Wir freuen uns auf Ihren Besuch in Stuttgart. Sie finden uns und unser marokkanisches Königszelt ab Donnerstag, 11.00 Uhr im Stadtgarten auf twitter und instagram.

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Am 5. Mai wird in Telgte im Museum Relígio ein außergewöhnliches Ausstellungsprojekt eröffnet: „Er gehört zu mir. Muslimische Lebenswelten in Deutschland“.

In Deutschland leben rund 5,5 Millionen Menschen mit muslimischer Religionszugehörigkeit; knapp ein Drittel von ihnen in Nordrhein-Westfalen. Viele von ihnen sind seit mehreren Generationen in Deutschland, andere kamen erst in den letzten Jahren. Manche haben sich bewusst für ein (Arbeits-) leben in Deutschland entschieden, andere sind aus der Not heraus als Geflüchtete gekommen. Die Vielfalt der Lebensentwürfe ließe sich beliebig erweitern. Hinzu kommen unterschiedliche Glaubensrichtungen innerhalb des Islams und verschiedene Kontinente, aus denen die Zuwanderung erfolgte. Diese Vielfalt möchte die Ausstellung sichtbar machen.

Ziel dieser Ausstellung ist es, muslimische Religionsangehörige selbst zu Wort kommen zu lassen. Dieser wichtige Perspektivwechsel ermöglicht einen Dialog auf Augenhöhe, weg von Stereotypen und Vorurteilen, die aus Unkenntnis resultieren. Im Mittelpunkt stehen daher zwölf Muslim:innen, vom sogenannten Gastarbeiter aus Ahlen bis zur aus Syrien Geflüchteten. Sie geben in Interviews Einblicke in ihre Religion, in Wünsche und Hoffnungen.

In einem Dialog von historischen und zeitgenössischen Objekten mit den Interviewsequenzen entwickelt die Ausstellung ein facettenreiches Bild der in Deutschland gelebten muslimischen religiösen Praxis. Kritische Debatten werden in einer eigenen Erzählspur aufgegriffen. Eine ausführliche Timeline mit überraschenden Daten und Fakten ist eine Einladung, den vermeintlichen Gegensatz von Orient und Okzident an einer Fülle unterschiedlicher Beispiele zu relativieren. Ein eigener Ausstellungsbereich präsentiert persönliche Gegenstände der Interviewten, die für ihre Lebenswelten und Identitäten stehen, weit über ihre Religiosität hinaus.

Neben der Beteiligung von Menschen muslimischen Glaubens, möchte das Museum Relígio auch Menschen mit Zuwanderungsgeschichte als Museumsgäste gewinnen. Daher wurde eine WebApp mit einer interreligiösen Führung zur Dauerausstellung entwickelt, die in türkischer und arabischer Sprache zu hören ist. Diese steht auch nach der Sonderausstellung weiter zur Verfügung.

Die Objekte in der Ausstellung sind Leihgaben ethnologischer Museen aus Bremen, Hamburg und Stuttgart. Wertvolle Koranausgaben und die Erstausgabe von Goethes West-östlichem Divan stammen aus der Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz. Seltene Objekte zur Pilgerfahrt nach Mekka wurden vom Internationalen Islamische Stiftungswerk – Bildung und Kultur (IISW) zur Verfügung gestellt.

Die Ausstellungsgestaltung hat sich bewusst entschieden, die Ausstellung als farbenfrohes, bildreiches Happening zu inszenieren, in dem kritische Perspektiven nicht außen vorbleiben, aber auch nicht dominieren. Sie möchte eine einladende, offen gestimmte Atmosphäre erzeugen. Ein spannendes Begleitprogramm rundet das Projekt ab.

„Es ist für uns eine sehr große Ehre, dass die Vizepräsidentin des Deutschen Bundestages, Aydan Özoğuz, und die frühere Staatsministerin für Kultur und Medien, Monika Grütters, die Schirmherrschaft für diese Ausstellun übernommen haben.“ (Museumsleiterin Dr. Anja Schöne)

Museum RELíGIO Westfälisches Museum für religiöse Kultur

Beitragsbild: Westfälisches Museum für religiöse Kultur

Erlangen (KNA) Fachleute aus Judentum, Christentum und Islam gestalten an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) eine digitale Vortragsreihe. Zum Auftakt geht es am 18. Mai um „Natur und Schöpfung“. Pro Abend referieren je eine Expertin oder ein Experte aus den drei Weltreligionen zu einem Thema. Am 15. Juni wird über „Leiden und Heilung“ gesprochen, am 29. Juni steht „das Fremde und die Wahrheit“ im Mittelpunkt des Austauschs. Veranstalter sind das Bayerische Forschungszentrum für Interreligiöse Diskurse (BaFID), das Zentrum für Globale Fragen (ZFG) und der Lehrstuhl für Völkerverständigung der Hochschule für Philosophie München (HFPH).

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Von Leticia Witte (KNA)

Berlin (KNA) Antisemitische Vorurteile sind einer Umfrage zufolge sowohl unter AfD-Anhängern als auch unter Muslimen in Deutschland stärker verbreitet als in der Gesamtbevölkerung. Das geht aus der Repräsentativbefragung des Instituts für Demoskopie Allensbach im Auftrag des American Jewish Committee (AJC) in Berlin hervor, die am Dienstag online vorgestellt wurde. Der Antisemitismusbeauftragte der Bundesregierung, Felix Klein, forderte, dass Moscheegemeinden weniger abhängig von Einflüssen aus dem Ausland werden müssten. Mit Blick auf die AfD warnte der Direktor des AJC Berlin, Remko Leemhuis, davor, der Partei allein bestimmte Debatten zu überlassen.

Insgesamt sind der Umfrage zufolge 60 Prozent aller Befragten der Ansicht, dass Judenfeindschaft „eher“ beziehungsweise „auf jeden Fall“ weit verbreitet sei. Das sehen 53 Prozent der Muslime ebenfalls so. Knapp zwei Drittel zeigten sich überzeugt, dass das Problem in den vergangenen zehn Jahren zugenommen habe. Bei Muslimen denkt dies etwa jeder zweite. Sowohl die Gruppe der Muslime (55 Prozent) als auch die Gesamtbevölkerung (52) seien sich einig, dass angemessen über Antisemitismus gesprochen werde.

Vorurteile werden von einem „beachtlichen Teil“ der Gesellschaft unterstützt. Wer ein negatives Bild von Israel hat, stimmt laut Umfrage Ressentiments eher zu. Insgesamt 34 Prozent denken, dass Juden ihren Status als Opfer des NS-Völkermordes zu ihrem Vorteil ausnutzten. Unter den AfD-Wählern sagen das 48, unter Muslimen 54 Prozent. 27 Prozent sind der Ansicht, dass Juden reicher als der Durchschnitt der Deutschen seien (AfD-Wähler 46, Muslime 47). Zugleich gaben 60 Prozent die Gesamtbevölkerung an, dass Juden ungerechtfertigt angefeindet würden, wenn es Krisen gibt (AfD-Wähler 47, Muslime 39). Muslime, die Gottesdienste häufig besuchen, stimmten öfter antisemitischen Vorurteilen zu.

Das Gedenken an den Holocaust bezeichnen insgesamt 48 Prozent der Befragten als „unbedingt notwendig“, 43 Prozent als „wichtig, aber nicht unbedingt notwendig“. Unter Muslimen liegen die Werte bei 39 beziehungsweise 40 Prozent, bei AfD-Anhängern bei 24 beziehungsweise 52 Prozent.

Am selben Tag wurden in Berlin Daten des Bundeskriminalamtes zur politisch motivierte Kriminalität vorgestellt. Demnach stieg die Zahl antisemitischer Straftaten um 29 Prozent auf einen Höchststand von 3.027 Delikten. 84 Prozent seien von Rechtsextremisten ausgegangen.

Die neue AJC-Umfrage erinnert daran, dass es jenseits von erfassten Delikten ein großes Dunkelfeld und zudem Vorfälle gebe, die keine Straftat darstellten. Leemhuis betonte, dass die Umfrage jetzt eine Grundlage biete, um informiert eine Debatte über Judenfeindschaft zu führen. Klein sagte, es müsse gegen jede Form von Antisemitismus vorgegangen werden: „Wir müssen vor jeder Haustür kehren.“

Mit Blick auf die Ergebnisse unter Muslimen appellierte Leemhuis an die Politik, „problematische“ muslimische Verbände, die etwa vom Verfassungsschutz beobachtet würden, nicht als Gesprächspartner auszuwählen. Klein sagte, dass neben der Verringerung von Einflüssen aus dem Ausland auf Moscheegemeinden sich eine „spezifisch deutsche Form des Islam“ entwickeln müsse. In dem Zusammenhang nannte er auch eine entsprechende Imamausbildung. Insgesamt zeige die Studie aber, dass ein „bedeutsamer Teil“ der Bevölkerung Judenhass als Problem anerkenne.

Für die Online-Erhebung wurden von Ende Dezember bis Mitte Januar insgesamt 1.025 deutschsprachige Personen ab 18 Jahre sowie 561 deutschsprachige Muslime befragt.

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Hildesheim (KNA) Mit den kulturellen Verbindungen zwischen Islam und Christentum im Mittelalter beschäftigt sich eine Ausstellung im Dommuseum Hildesheim. Die Schau „Islam in Europa 1000 – 1250“ ist vom 7. September bis zum 12. Februar zu sehen, wie das Bistum Hildesheim am Dienstag ankündigte. Gezeigt würden Kunstwerke, die aus vom Islam geprägten Regionen in die Kirchenschätze Europas gelangt seien. Darunter seien arabisch beschriftete Edelsteine, Elfenbeinschnitzereien, Seidenstoffe und wissenschaftliche Literatur. Unter den Exponaten seien Objekte aus dem Hildesheimer Domschatz sowie Leihgaben aus Florenz, London, Paris und Wien.

Ziel der Ausstellung sei es, die Gemeinsamkeiten der Kulturen vorzustellen, so Kurator Felix Prinz.
„Damit soll auch eine neue Perspektive auf gesellschaftliche und kulturelle Phänomene der Gegenwart ermöglicht werden.“ Geplant sind laut Ankündigung auch Führungen durch die Ausstellung in arabischer, deutscher und türkischer Sprache sowie Gespräche mit Religionsexperten. Der Hildesheimer Domschatz zählt nach Angaben des Bistums zu den bedeutendsten und besterhaltenen mittelalterlichen Schatzsammlungen der Welt. Gemeinsam mit dem Dom ist er Teil des Unesco-Welterbes.

Dommuseum Hildesheim

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Genf/New York (KNA) Führende Christen, Muslime und Juden haben sich gemeinsam mit dem Umweltprogramm der Vereinten Nationen zu einer klimagerechten Finanzpolitik bekannt. In der am Montag veröffentlichten Erklärung verpflichten sie sich, Investments, Pensionsfonds, Versicherungen und Finanzgeschäfte ihrer Religionsgemeinschaften dahin zu revidieren, dass sie mit dem Klimaziel einer maximalen globalen Erwärmung um 1,5 Grad vereinbar sind. Unterzeichnet wurde die Erklärung vom Weltkirchenrat in Genf, dem internationalen Muslimischen Ältestenrat mit Sitz in Abu Dhabi, einer Rabbiner-Vereinigung in New York sowie Vertretern der Vereinten Nationen.

Der Text spricht von einer „moralischen Notwendigkeit und Verantwortung gegenüber allen Kindern und der belebten Welt“ und verweist auf die dramatischen Prognosen des aktuellen Weltklimaberichts. Die Unterzeichner fordern die Finanzdienstleister ihrer Religionsgemeinschaften auf, in erneuerbare Energien und innovative nachhaltige Lösungen zu investieren. Gefordert wird ein Ausstieg aus sämtlichen Investitionen mit Bezug zu Kohle, Öl und Gas und eine Umstellung der Portfolios auf Titel, die dem Ziel der Null-Emission von Treibhausgasen bis 2050 entsprechen. Die Finanzinstitute der religiösen Organisationen sollen regelmäßig Bericht erstatten und Zwischenziele für jeweils fünf Jahre festlegen.

UN-Generalsekretär Antonio Guterres begrüßte die Initiative. Es sei Zeit für die Banken, den Wechsel zu erneuerbaren Energien zu beschleunigen. §Sie haben die Macht und die Verantwortung“, sagte Guterres. Der „wissenschaftliche und moralische Imperativ“ für den Ausstieg aus fossilen Brennstoffen sei klar. Noch dieses Jahr müsse es von allen privaten Investoren einen Stopp der Kohlefinanzierung geben.

Dem Ökumenischen Rat der Kirchen gehören 352 christliche Kirchen weltweit an, nicht allerdings die katholische Kirche. Der Muslimische Ältestenrat mit dem ägyptischen Großimam Ahmed al-Tayyeb als Vorsitzenden versteht sich als Gremium zur Förderung des Friedens und der Zusammenarbeit in der islamischen Welt. Im New York Board of Rabbis haben sich Rabbiner aus orthodoxen, reformorientierten und konservativen Richtungen des Judentums zusammengeschlossen.

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