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„Als Dialogpartner stärken wir gemeinsam den gesellschaftlichen Zusammenhalt“

Der Verband der Islamischen Kulturzentren e. V. (VIKZ) begeht heute (16. September 2023) in Köln sein 50-jähriges Bestehen. Während des Festaktes würdigte der Vorsitzende der Unterkommission für den Interreligiösen Dialog der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Dr. Bertram Meier (Augsburg), den Zusammenschluss. Der VIKZ habe daran mitgewirkt, dass in Deutschland in den vergangenen fünf Jahrzehnten ein vielfältiges muslimisches Leben entstanden sei. An der Geschichte des Verbandes lasse sich ablesen, dass Deutschland für Zuwanderer und ihre Nachkommen auch in religiöser Hinsicht zur neuen Heimat werden könne. „Auch heute noch baut der VIKZ so manche Brücke zwischen den Kulturen und Religionen. Er ist für die katholische Kirche und andere Religionsgemeinschaften ein geschätzter Dialogpartner“, so Bischof Meier.

Gleichzeitig warnte er vor Ressentiments gegen die Religionen, die in Zeiten der Krise einen neuen Nährboden fänden. „Der im Juni durch das Bundesinnenministerium veröffentlichte Bericht zu Muslimfeindlichkeit beschreibt die Phänomene der Ausgrenzung und Anfeindung, denen Muslime sich in unserem Land ausgesetzt sehen. Das ist erschreckend und bitter! Wer Menschen aufgrund ihrer Herkunft oder ihres religiösen Bekenntnisses herabwürdigt, der verletzt die Menschenwürde und legt die Axt an die Grundlagen unseres demokratischen Gemeinwesens.“ Bischof Meier betonte: „Zahlreiche Christen in unserem Land stehen solidarisch an Ihrer Seite. Wie gut, dass wir in einer Demokratie leben, die religiöses Engagement wertschätzt und Religionsfreiheit schützt!“

Bischof Meier verwies auf das Zweite Vatikanische Konzil, bei dem die katholische Kirche vor fast 60 Jahren ihr Verhältnis zu den anderen Religionsgemeinschaften neu justiert habe: „Die Konzilserklärung Nostra aetate ruft zu einer geschwisterlichen Haltung gegenüber allen Mitmenschen auf und enthält ein starkes Bekenntnis zum Kampf gegen verschiedene Formen der Menschenfeindlichkeit.“ Mit Blick auf den Dialog der Religionen sagte Bischof Meier, dass die Gläubigen bei all ihren Bemühungen darauf vertrauen dürften, dass es letztlich Gott sei, „der die getrennten Herzen eint und den menschlichen Geist erhebt“.

Hintergrund
Der Verband der Islamischen Kulturzentren e. V. (VIKZ) wurde 1973 in Köln für die religiöse, kulturelle und soziale Betreuung der türkischen Gastarbeiter gegründet und versteht sich als eine islamische Religionsgemeinschaft. Er gehört der sunnitisch-hanafitischen Ausrichtung an und steht in der sufischen Tradition des Naqschibandiyya-Scheiches Süleyman Hilmi Tunahan (1888–1959). Dem VIKZ gehören bundesweit ca. 300 Moscheegemeinden und Bildungseinrichtungen an. Er ist Gründungsmitglied des Koordinierungsrats der Muslime in Deutschland. Seit 2007 ist VIKZ ebenfalls Mitglied der Deutschen Islamkonferenz. Seit Februar 2018 steht Ali Yilmaz als Präsident dem Verband vor.

Quelle: DBK

Foto: Güzelmansur

Am Rande des Internationalen Friedenstreffens von Sant’Egidio hat heute (11. September 2023) in Berlin eine Begegnung zwischen dem Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Dr. Georg Bätzing, und dem Scheich der ägyptischen Al-Azhar-Universität, Großimam Dr. Ahmad al-Tayyeb, stattgefunden. Im Fokus des Gesprächs standen die gemeinsame Friedensverantwortung von Christen und Muslimen sowie die Bedeutung des interreligiösen Dialogs.

„Das Christentum und der Islam sind die beiden größten Religionsgemeinschaften auf unserer Erde. Nur wenn Christen und Muslime miteinander in Frieden leben, hat der Weltfrieden eine Chance“, betonte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz. „Mit dem Dokument über die Brüderlichkeit aller Menschen haben Papst Franziskus und Großimam Ahmad al-Tayyeb vor vier Jahren in Abu Dhabi einen eindringlichen Friedensappell formuliert: Weil Christen und Muslime an den gerechten und barmherzigen Gott glauben, widersagen sie jeder Form von Hass und Gewalt im Namen Gottes; ‚denn Gott, der Allmächtige, hat es nicht nötig, von jemandem verteidigt zu werden; und er will auch nicht, dass sein Name benutzt wird, um die Menschen zu terrorisieren‘. Bei unserer heutigen Begegnung habe ich Großimam Ahmad al-Tayyeb für diese wegweisenden Worte gedankt. Gleichzeitig haben wir über die Hürden gesprochen, die es auf dem Weg zum Frieden zu überwinden gilt. Wir waren uns einig: Der Frieden ist für Christen und Muslime die große Aufgabe unserer Zeit. Packen wir es an und wirken wir gemeinsam als Friedensstifter!“, so Bischof Bätzing.

Großimam al-Tayyeb traf sich außerdem heute mit dem Vorsitzenden der Unterkommission für den Interreligiösen Dialog der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Dr. Bertram Meier (Augsburg), zu einem Gespräch, an dem auch der Generalsekretär des Muslimischen Ältestenrats, Richter Mohamed Mahmoud Abdelsalam, teilnahm. Dabei stellte Bischof Meier fest: „Mit Wertschätzung und Hochachtung – so sollen Christen und Muslime einander begegnen. Bei allen Unterschieden verbindet uns der Glaube an den einen Gott und die Verantwortung für unser gemeinsames Haus. Letztlich geht es darum, im Anderen einen Bruder und eine Schwester zu erkennen. Wie gut, dass Papst Franziskus und Großimam Ahmad al-Tayyeb da am gleichen Strang ziehen! Im Februar dieses Jahres konnte ich bei meiner Abu-Dhabi-Reise feststellen, dass das Dokument über die Brüderlichkeit aller Menschen weltweit seine Wirkung entfaltet. Durch ihr Vorbild stärken der Papst und der Großimam auch die vielfältige Dialog-Landschaft in Deutschland.“

Eine erste Begegnung zwischen Großimam al-Tayyeb und einem Vertreter der Deutschen Bischofskonferenz hatte im März 2016 stattgefunden, als der damalige Vorsitzende der Unterkommission für den Interreligiösen Dialog, Weihbischof Dr. Hans-Jochen Jaschke (Hamburg), den Scheich der Al-Azhar-Universität in Berlin empfing. Bei den heutigen Gesprächen wurde auch an die großen Verdienste des mittlerweile verstorbenen Weihbischofs im interreligiösen Dialog erinnert.

Hintergrund
Professor Dr. Ahmad al-Tayyeb ist seit 2010 Großimam und Scheich Al-Azhar. Als oberster ägyptischer Imam steht er sowohl der traditionsreichen Azhar-Moschee als auch der Gesamtkörperschaft der Azhar vor, darunter die Akademie für Islamische Untersuchungen und die Azhar-Universität. Der Großimam der Azhar gilt vielen Muslimen als höchste theologische Autorität des sunnitischen Islam.

Während seiner Apostolischen Reise in die Vereinigten Arabischen Emirate ist Papst Franziskus am 4. Februar 2019 mit Großimam Ahmad al-Tayyeb zusammengetroffen. Bei ihrer Begegnung unterzeichneten sie das Dokument über die Brüderlichkeit aller Menschen für ein friedliches Zusammenleben in der Welt, das auch unter dem Namen Abu-Dhabi-Dokument bekannt geworden ist. Dieses Dokument bildete wiederum eine wichtige Grundlage für die 2020 veröffentlichte Enzyklika Fratelli tutti von Papst Franziskus.

Quelle: Deutsche Bischofskonferenz

Foto: Deutsche Bischofskonferenz/Sowa