„Als Dialogpartner stärken wir gemeinsam den gesellschaftlichen Zusammenhalt“

Der Verband der Islamischen Kulturzentren e. V. (VIKZ) begeht heute (16. September 2023) in Köln sein 50-jähriges Bestehen. Während des Festaktes würdigte der Vorsitzende der Unterkommission für den Interreligiösen Dialog der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Dr. Bertram Meier (Augsburg), den Zusammenschluss. Der VIKZ habe daran mitgewirkt, dass in Deutschland in den vergangenen fünf Jahrzehnten ein vielfältiges muslimisches Leben entstanden sei. An der Geschichte des Verbandes lasse sich ablesen, dass Deutschland für Zuwanderer und ihre Nachkommen auch in religiöser Hinsicht zur neuen Heimat werden könne. „Auch heute noch baut der VIKZ so manche Brücke zwischen den Kulturen und Religionen. Er ist für die katholische Kirche und andere Religionsgemeinschaften ein geschätzter Dialogpartner“, so Bischof Meier.

Gleichzeitig warnte er vor Ressentiments gegen die Religionen, die in Zeiten der Krise einen neuen Nährboden fänden. „Der im Juni durch das Bundesinnenministerium veröffentlichte Bericht zu Muslimfeindlichkeit beschreibt die Phänomene der Ausgrenzung und Anfeindung, denen Muslime sich in unserem Land ausgesetzt sehen. Das ist erschreckend und bitter! Wer Menschen aufgrund ihrer Herkunft oder ihres religiösen Bekenntnisses herabwürdigt, der verletzt die Menschenwürde und legt die Axt an die Grundlagen unseres demokratischen Gemeinwesens.“ Bischof Meier betonte: „Zahlreiche Christen in unserem Land stehen solidarisch an Ihrer Seite. Wie gut, dass wir in einer Demokratie leben, die religiöses Engagement wertschätzt und Religionsfreiheit schützt!“

Bischof Meier verwies auf das Zweite Vatikanische Konzil, bei dem die katholische Kirche vor fast 60 Jahren ihr Verhältnis zu den anderen Religionsgemeinschaften neu justiert habe: „Die Konzilserklärung Nostra aetate ruft zu einer geschwisterlichen Haltung gegenüber allen Mitmenschen auf und enthält ein starkes Bekenntnis zum Kampf gegen verschiedene Formen der Menschenfeindlichkeit.“ Mit Blick auf den Dialog der Religionen sagte Bischof Meier, dass die Gläubigen bei all ihren Bemühungen darauf vertrauen dürften, dass es letztlich Gott sei, „der die getrennten Herzen eint und den menschlichen Geist erhebt“.

Hintergrund
Der Verband der Islamischen Kulturzentren e. V. (VIKZ) wurde 1973 in Köln für die religiöse, kulturelle und soziale Betreuung der türkischen Gastarbeiter gegründet und versteht sich als eine islamische Religionsgemeinschaft. Er gehört der sunnitisch-hanafitischen Ausrichtung an und steht in der sufischen Tradition des Naqschibandiyya-Scheiches Süleyman Hilmi Tunahan (1888–1959). Dem VIKZ gehören bundesweit ca. 300 Moscheegemeinden und Bildungseinrichtungen an. Er ist Gründungsmitglied des Koordinierungsrats der Muslime in Deutschland. Seit 2007 ist VIKZ ebenfalls Mitglied der Deutschen Islamkonferenz. Seit Februar 2018 steht Ali Yilmaz als Präsident dem Verband vor.

Quelle: DBK

Foto: Güzelmansur

Berlin (KNA) Mit einem symbolischen Friedensgruß von Repräsentanten der Weltreligion unter dem Brandenburger Tor und einer Papstbotschaft ist am Dienstagabend das Internationale Friedenstreffen der christlichen Gemeinschaft Sant’Egidio zu Ende gegangen. Unter dem Motto „Frieden wagen“ hatten sich Spitzenvertreter aus Kirche, Religion und Politik in Berlin drei Tage in 20 Foren über Themen von Abrüstung, Klimawandel und Migration ausgetauscht. Hauptthema war der russische Angriffskrieg auf die Ukraine. Papst Franziskus rief in seiner Friedensbotschaft die Teilnehmer dazu auf, kühne Schritte zum Frieden zu wagen.

Vor dem Friedensgruß hatten sich die Vertreter der Religionen an verschiedenen Orten versammelt, um „gemäß ihren Traditionen für den Frieden zu beten“. So kamen etwa die Juden am nahe gelegenen Denkmal für die ermordeten Juden Europas zusammen. Dann tauschten alle auf dem Pariser Platz den Friedensgruß aus.

Auf einer Großleinwand wurden Bilder vom Holocaust, dem Mauerbau, dem Ukrainekrieg, von Flüchtlingen sowie von Opfern von Hunger und Klimawandel eingespielt. Anschließend erhoben sich alle zu einer Schweigeminute für die Opfer von Terror und Gewalt. Die Religionsvertreter unterzeichneten einen Berliner Friedensappell, für die katholische Kirche tat dies Kardinal Walter Kasper, für die evangelische Kirche Bischof Heinrich Bedford-Strohm. Symbolisch wurden Kerzen entzündet und Plakate mit der Aufschrift Frieden in die Luft gehalten.

In dem Friedensappell hieß es: „Kein Krieg ist ewig!“ und „Frieden bedeutet nicht, sich mit der Ungerechtigkeit abzufinden“, sondern, „den Teufelskreis des Konflikts zu durchbrechen, der sich endlos zu wiederholen droht und den niemand mehr zu beherrschen scheint“.

Franziskus appellierte wiederum in seiner Friedensbotschaft: „Der Realismus genügt nicht, die politischen Abwägungen genügen nicht, die bisherigen strategischen Aspekte genügen nicht, wir brauchen mehr, denn der Krieg dauert an. Wir brauchen die Kühnheit des Friedens!“

Die Gläubigen seien aufgefordert, „die Mauer des Unmöglichen zu überschreiten, die aus scheinbar unwiderlegbaren Argumenten und aus der Erinnerung an so viele Schmerzen und so große erlittene Verletzungen errichtet wurde. Es ist schwer, aber es ist nicht unmöglich“, so der Papst in seiner Botschaft an die Teilnehmer.

Er betonte, dies gelte auch für die Politiker, die Verantwortlichen und die Diplomaten. „Bitten wir darum, dass sich Wege des Friedens öffnen, vor allem für die geliebte, gequälte Ukraine!“ Das Friedenstreffen der Gemeinschaft geht auf das Weltfriedensgebet von Papst Johannes Paul II. 1986 in Assisi zurück, wozu er Religionsführer aus aller Welt eingeladen hatte.

Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hatte am Morgen die Unterstützung der Ukraine bei ihrem Recht auf Selbstverteidigung als politisch und strategisch erforderlich sowie friedensethisch geboten bezeichnet. Dabei dämpfte er die Erwartungen auf eine rasche Lösung des Konflikts. Der Kanzler warnte vor „Scheinlösungen“, die Frieden lediglich im Namen trügen. „Frieden ohne Freiheit heißt Unterdrückung, und Frieden ohne Gerechtigkeit nennt man Diktat“, sagte er. Deshalb stehe die Bundesregierung voll und ganz hinter den Forderungen der Ukraine nach einem gerechten Frieden. Das nächste Treffen soll im September 2024 in Paris stattfinden.

Quelle: KNA

Foto: jensjunge auf Pixabay

Am Rande des Internationalen Friedenstreffens von Sant’Egidio hat heute (11. September 2023) in Berlin eine Begegnung zwischen dem Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Dr. Georg Bätzing, und dem Scheich der ägyptischen Al-Azhar-Universität, Großimam Dr. Ahmad al-Tayyeb, stattgefunden. Im Fokus des Gesprächs standen die gemeinsame Friedensverantwortung von Christen und Muslimen sowie die Bedeutung des interreligiösen Dialogs.

„Das Christentum und der Islam sind die beiden größten Religionsgemeinschaften auf unserer Erde. Nur wenn Christen und Muslime miteinander in Frieden leben, hat der Weltfrieden eine Chance“, betonte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz. „Mit dem Dokument über die Brüderlichkeit aller Menschen haben Papst Franziskus und Großimam Ahmad al-Tayyeb vor vier Jahren in Abu Dhabi einen eindringlichen Friedensappell formuliert: Weil Christen und Muslime an den gerechten und barmherzigen Gott glauben, widersagen sie jeder Form von Hass und Gewalt im Namen Gottes; ‚denn Gott, der Allmächtige, hat es nicht nötig, von jemandem verteidigt zu werden; und er will auch nicht, dass sein Name benutzt wird, um die Menschen zu terrorisieren‘. Bei unserer heutigen Begegnung habe ich Großimam Ahmad al-Tayyeb für diese wegweisenden Worte gedankt. Gleichzeitig haben wir über die Hürden gesprochen, die es auf dem Weg zum Frieden zu überwinden gilt. Wir waren uns einig: Der Frieden ist für Christen und Muslime die große Aufgabe unserer Zeit. Packen wir es an und wirken wir gemeinsam als Friedensstifter!“, so Bischof Bätzing.

Großimam al-Tayyeb traf sich außerdem heute mit dem Vorsitzenden der Unterkommission für den Interreligiösen Dialog der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Dr. Bertram Meier (Augsburg), zu einem Gespräch, an dem auch der Generalsekretär des Muslimischen Ältestenrats, Richter Mohamed Mahmoud Abdelsalam, teilnahm. Dabei stellte Bischof Meier fest: „Mit Wertschätzung und Hochachtung – so sollen Christen und Muslime einander begegnen. Bei allen Unterschieden verbindet uns der Glaube an den einen Gott und die Verantwortung für unser gemeinsames Haus. Letztlich geht es darum, im Anderen einen Bruder und eine Schwester zu erkennen. Wie gut, dass Papst Franziskus und Großimam Ahmad al-Tayyeb da am gleichen Strang ziehen! Im Februar dieses Jahres konnte ich bei meiner Abu-Dhabi-Reise feststellen, dass das Dokument über die Brüderlichkeit aller Menschen weltweit seine Wirkung entfaltet. Durch ihr Vorbild stärken der Papst und der Großimam auch die vielfältige Dialog-Landschaft in Deutschland.“

Eine erste Begegnung zwischen Großimam al-Tayyeb und einem Vertreter der Deutschen Bischofskonferenz hatte im März 2016 stattgefunden, als der damalige Vorsitzende der Unterkommission für den Interreligiösen Dialog, Weihbischof Dr. Hans-Jochen Jaschke (Hamburg), den Scheich der Al-Azhar-Universität in Berlin empfing. Bei den heutigen Gesprächen wurde auch an die großen Verdienste des mittlerweile verstorbenen Weihbischofs im interreligiösen Dialog erinnert.

Hintergrund
Professor Dr. Ahmad al-Tayyeb ist seit 2010 Großimam und Scheich Al-Azhar. Als oberster ägyptischer Imam steht er sowohl der traditionsreichen Azhar-Moschee als auch der Gesamtkörperschaft der Azhar vor, darunter die Akademie für Islamische Untersuchungen und die Azhar-Universität. Der Großimam der Azhar gilt vielen Muslimen als höchste theologische Autorität des sunnitischen Islam.

Während seiner Apostolischen Reise in die Vereinigten Arabischen Emirate ist Papst Franziskus am 4. Februar 2019 mit Großimam Ahmad al-Tayyeb zusammengetroffen. Bei ihrer Begegnung unterzeichneten sie das Dokument über die Brüderlichkeit aller Menschen für ein friedliches Zusammenleben in der Welt, das auch unter dem Namen Abu-Dhabi-Dokument bekannt geworden ist. Dieses Dokument bildete wiederum eine wichtige Grundlage für die 2020 veröffentlichte Enzyklika Fratelli tutti von Papst Franziskus.

Quelle: Deutsche Bischofskonferenz

Foto: Deutsche Bischofskonferenz/Sowa

Berlin (KNA) Der baptistische Bischof Malkhaz Songulashvili (60) aus Georgien hat den erstmals vergebenen Friedenspreis des Berliner interreligiösen Projekts „House of One“ erhalten. Die Trägerstiftung für den Bau eines gemeinsamen Bet- und Lehrhauses von Juden, Christen und Muslimen ehrte damit am Donnerstagabend in Berlin das Engagement von Songulashvili für ein friedliches Miteinander der Religionen in der Kaukasusregion. Die Stiftung will den mit 9.000 Euro dotierten Preis künftig alle zwei Jahre vergeben.

In seiner Laudatio hob Altbundespräsident Christian Wulff hervor, dass der Bischof in Anlehnung an das Konzept des Berliner „House of One“ die baptistische Hauptkirche in der georgischen Hauptstadt Tblissi um eine Synagoge, eine Moschee und einen Hof der Begegnung erweitern lasse. Dabei nehme er auch Widerstände von konservativen Gruppen der beteiligten Religionsgemeinschaften in Kauf, so Wulff, der dem Kuratorium des „House of One“ in Berlin angehört, in seinem vorab veröffentlichten Redemanuskript.

Der frühere Bundespräsident würdigte, dass Songulashvili Positionen auch zur Gleichstellung von Frauen und unterdrückten Minderheiten vertrete, die in seinem Land oft unpopulär seien. So habe er Diakoninnen, Pfarrerinnen und Bischöfinnen ordiniert, muslimischen Gemeinschaften „Gastfreundschaft und Zuflucht gewährt“ und Jesidinnen zur Flucht vor dem IS-Terrorregime verholfen. Überdies unterstütze der Bischof queere Menschen in einem Land, in dem dies „das eigene Leben aufs Spiel setzen kann“.

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Glückwünsche an Aleviten in Deutschland

Am 19. Juli 2023 beginnt für die Alevitinnen und Aleviten in Deutschland das Muharrem-Fasten, dem sich am 31. Juli 2023 das Aşure-Fest anschließt. In einer Grußbotschaft übermittelt Bischof Dr. Bertram Meier (Augsburg), Vorsitzender der Unterkommission der Deutschen Bischofskonferenz für den Interreligiösen Dialog, der alevitischen Gemeinschaft in Deutschland die Segenswünsche der Deutschen Bischofskonferenz.

Liebe alevitische Gläubige,
zu Beginn der zwölftägigen Muharrem-Fastenzeit und zum anschließenden alevitischen Aşure-Fest am 31. Juli sende ich Ihnen im Namen der katholischen Kirche in Deutschland meine herzlichsten Segenswünsche.

Die religiös motivierten Fastenzeiten sind willkommene Gelegenheiten, das alltägliche Leben zu unterbrechen. Sie bieten eine Möglichkeit zur erneuten Prüfung unseres geistlichen Lebens und unserer Beziehungen zu den Mitmenschen. Dabei spielen Gerechtigkeit und Solidarität beim Muharrem-Fasten eine besondere Rolle – Werte, derer wir in unserer Zeit dringend bedürfen.

In der Selbstbeschreibung des alevitischen Glaubens hat die Weg-Metapher eine wichtige Bedeutung. Der Mensch ist stets unterwegs. Er befindet sich auf einer spirituellen Reise, um so sein wahres Selbst zu erkennen. In der christlichen Theologie sprechen wir davon, dass der Mensch ein Pilger auf dieser Welt ist. Der Pilger ist kein Tourist; er unternimmt keine Vergnügungsreise, sondern hat ein anderes Ziel vor Augen. Der Pilgerweg ist ein Weg der Läuterung und Reinigung. Es werden keine materiellen Dinge gesammelt, keine Schätze, kein Besitz, weder Ruhm noch Ehre sind von Bedeutung. Die Pilgernden wandern mit leichtem Gepäck, alles Unnötige muss zurückbleiben. Die alevitische Lehre hebt hervor, dass der Mensch bei seiner Pilgerreise vier Tore und vierzig Stufen durchwandert. Dabei leitet ihn die ethische Grundmaxime: „Beherrsche deine Hände, deine Zunge und deine Lende“. Im Hintergrund steht das Bedürfnis nach gelingenden Beziehungen: zu sich selbst und zur Gemeinschaft – und insbesondere zu Gott!

Die Erkenntnis der Wahrheit, die Gott selbst ist, stellt eine lebenslange Aufgabe dar. Gott macht den Menschen auf seiner Pilgerreise lebendig, spricht ihm immer wieder neuen Mut zu. So heißt es in einem Gedicht von Yunus Emre, der in Ihrer Gemeinschaft hohes Ansehen genießt: „Wir tranken Wein, den Gott herabgesandt – Lob, Preis sei Gott! Wir waren trocken und wurden lebendig …“.

Ein lebendiger Glaube ist kostbar und führt den Menschen zu einer größeren Freiheit. Und die Glaubensfreude will geteilt werden! Familie und Gemeinschaft kommen zusammen. Die Freude drückt sich in der alevitischen Tradition auch durch die süße Geschmacksnote der Aşuresuppe aus, die Sie am Ende der Fastenzeit zubereiten. Es ist eine gute Tradition, dass Sie, verehrte alevitische Gläubige, diese Freude mit Nachbarn und Freunden teilen, zu denen oft auch Menschen anderer religiöser Traditionen gehören. Solche Begegnungen sind ein hoffnungsvolles Zeichen der gegenseitigen Wertschätzung und des guten Miteinanders in unserer Gesellschaft. Ich hoffe, dass auch dieses Jahr zahlreiche Gäste Ihrer Einladung folgen werden.

Mögen Sie in dieser Fastenzeit auf besondere Weise die Barmherzigkeit Gottes erfahren. In diesem Sinne wünsche ich Ihnen und allen, die Ihnen nahestehen, ein erfülltes Muharrem-Fasten und ein friedliches Aşure-Fest.

Dr. Bertram Meier
Bischof von Augsburg
 

Hintergrund

Die Fastenzeit der Aleviten im Monat Muharrem, dem ersten Monat des islamischen Kalenders, dauert in diesem Jahr vom 19. bis 30. Juli. Während dieser zwölf Tage, deren Zahl an die zwölf Imame erinnert, gedenken die Aleviten insbesondere des gewaltsamen Todes des Imam Hüseyin und von 72 seiner Familienangehörigen und Anhänger im Jahr 680. Im Anschluss an das Fasten – in diesem Jahr am 31. Juli – feiern die Aleviten das Aşure-Fest, an dem in Erinnerung an das Überleben in der Arche Noah eine Speise (Aşure) aus zwölf Zutaten zubereitet wird. Das alevitische Aşure-Fest ist nicht mit dem Aschura-Tag der Schiiten und der Sunniten zu verwechseln, mit dem sich zum Teil ähnliche, zum Teil aber auch andere Überlieferungen verbinden.

© Deutsche Bischofskonferenz

Beitragsbild: http://www.dbk.de

„Meinungsstark und ohne Berührungsängste“

Der Hamburger Weihbischof Hans-Jochen Jaschke ist tot. Er starb am Dienstag, 11. Juli, in Hamburg. Jaschke wurde 81 Jahre alt. In einer ersten Würdigung nannte Erzbischof Stefan Heße den Verstorbenen einen herausragenden Priester, der sich außerordentlich um die katholische Kirche in Norddeutschland verdient gemacht habe. „Meinungsstark, mit einer klaren Haltung und ohne Berührungsängste hat Weihbischof Jaschke der Kirche in der Öffentlichkeit ein Gesicht gegeben, und das weit über Norddeutschland hinaus“, sagte Heße und hob besonders Jaschkes Engagement für die Ökumene und den interreligiösen Dialog hervor.

Hans-Jochen Jaschke wurde 1941 im oberschlesischen Beuthen geboren und wuchs in Bückeburg auf. Nach dem Theologiestudium in Frankfurt und Münster wurde er 1967 in Osnabrück zum Priester geweiht und arbeitete danach als Seelsorger in Bremen. Ein Promotionsstudium bei Professor Joseph Ratzinger in Regensburg schloss er 1974 mit einer Arbeit über den Kirchenvater Irenäus von Lyon ab. Anschließend leitete er bis 1983 das Niels-Stensen-Kolleg, das Studienhaus des Bistums Osnabrück in Münster, und war anschließend Pfarrer in Quakenbrück. 1989 empfing er in Osnabrück die Bischofsweihe und war danach Weihbischof des Bistums Osnabrück in Hamburg und Schleswig-Holstein. 1995 wurde er Weihbischof im neuerrichteten Erzbistum Hamburg. 2016 wurde er mit Erreichen der Altersgrenze für Bischöfe emeritiert.

© Erzbistum Hamburg

CIBEDO trauert um Weihbischof Jaschke, ein langjähriger Mitstreiter im interreligiösen Dialog.

Berlin (KNA) Noch vor einer Reform seines Neutralitätsgesetzes öffnet das Land Berlin den Schuldienst für Kopftuch tragende Lehrerinnen. Es seien bereits Lehrkräfte mit religiös geprägten Kleidungsstücken eingestellt worden, teilte die Senatsbildungsverwaltung nach einer Anfrage aus dem Abgeordnetenhaus mit. In der am Dienstag veröffentlichten Antwort heißt es weiter, Einstellungsangebote hätten auch Lehrkräfte erhalten, die wegen religiös geprägter Kleidung bislang nicht eingestellt wurden und vor Gericht dagegen klagten. Dies war in den vergangenen Jahren bei mehreren Bewerberinnen mit muslimisch motiviertem Kopftuch der Fall.

Damit setzt das Land Berlin den Entschluss des Bundesverfassungsgerichts vom Jahresbeginn um, die Verfassungsbeschwerde des Landes gegen ein Urteil des Bundesarbeitsgerichts nicht zur Entscheidung anzunehmen. Die Karlsruher Richter bestätigten damit die Einschätzung des höchsten deutschen Arbeitsgerichts, dass das Neutralitätsgesetz wegen seiner Einschränkung der Religionsfreiheit grundgesetzwidrig sei. Ein Kopftuchverbot wäre demnach nur zulässig, wenn andernfalls der Schulfriede oder die staatliche Neutralität konkret gefährdet sei. Solche Verbote sind der Senatsbildungsverwaltung nach eigener Aussage in Berlin nicht bekannt.

Das seit 2005 geltende Berliner Neutralitätsgesetz war bislang die in Deutschland weitestgehende Regelung. Unter Verweis auf die Neutralität des Staates untersagte es bestimmten staatlichen Beschäftigten im Dienst auffällige religiöse und weltanschauliche Symbole und Kleidung.

Nach der Weichenstellung des Bundesverfassungsgerichts ist seit vergangenem März eine Arbeitsgruppe verschiedener Berliner Senatsverwaltungen dabei, einen Vorschlag auszuarbeiten, wie das Neutralitätsgesetz an die Rechtsprechung angepasst werden kann. Sie will die Empfehlung noch in der laufenden Wahlperiode dem Senat vorlegen.

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Abu Dhabi (KNA) Papst Franziskus hat Koranverbrennungen in Schweden scharf verurteilt. Die Taten machten ihn wütend, sagte das katholische Kirchenoberhaupt in einem am Montag veröffentlichten Interview der Tageszeitung „Al-Ittihad“, die in den Vereinigten Arabischen Emiraten erscheint. Jedes Buch, das als heilig erachtet werde, müsse aus Respekt vor den Gläubigen respektiert werden, so Franziskus. Die Meinungsfreiheit dürfe niemals als Vorwand benutzt werden, um andere zu verachten.

In Schweden hatte der Gründer der islamfeindlichen dänischen Partei „Stram Kurs“, Rasmus Paludan, an mehreren Orten öffentlich Seiten aus dem Koran verbrannt. Daraufhin gab es in einigen Städten Ausschreitungen und die Forderung nach einem Verbot solcher Aktionen. Ein schwedisches Gericht entschied jedoch, dass die Polizei Koranverbrennungen bei Protestkundgebungen aufgrund der Demonstrationsfreiheit nicht verbieten darf. Vor Kurzem zündete ein Iraker in Stockholm erneut Seiten aus dem heiligen Buch des Islams an. Mehrere muslimisch geprägte Länder äußerten ihren Unmut.

Die Aktionen führen auch diplomatisch zu Unstimmigkeiten. Schweden bemüht sich derzeit um einen Nato-Beitritt, den das Nato-Mitglied Türkei auch aufgrund der Koranverbrennungen ablehnt.

Papst Franziskus hatte im Februar 2019 in Abu Dhabi zusammen mit dem Großimam der Kairoer Al-Azhar- Universität, Ahmad al-Tayyeb, das „Dokument über die Brüderlichkeit aller Menschen“ unterzeichnet. Im Interview von „Al-Ittihad“ sprach er von einem wichtigen Text für das friedliche Zusammenleben aller Menschen. „Entweder bauen wir gemeinsam die Zukunft auf, oder es wird keine Zukunft geben“, sagte der Papst. Heute brauche es Friedensstifter statt Waffenhersteller.

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Anfeindungen bis in die Mitte der Bevölkerung

Viele der 5,5 Millionen Muslime erleben hierzulande Hass und Ausgrenzung. Erstmals zeigt ein Bericht das Ausmaß; von Schule bis zu den Medien. Konsequenzen müssten folgen.
Von Christoph Scholz (KNA)

Berlin (KNA) In weiteren Teilen der deutschen Bevölkerung herrscht eine muslimfeindliche Haltung, und zwar auf einem seit Jahren „hohen Niveau“. So lautet das Fazit des Berichts „Muslimfeindlichkeit – eine Deutsche Bilanz“, den ein Unabhängiger Expertenkreis am Mittwoch in Berlin vorgestellt hat. Der damalige Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) hatte den Kreis als Reaktion auf rassistisch motivierte Anschläge wie der in Hanau vom 19. Februar 2020 einberufen. Der knapp 400-seitige Bericht zeigt erstmals das Ausmaß des Phänomens.

Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) sprach von „bitteren Befunden“. „Viele der 5,5 Millionen Musliminnen und Muslime in Deutschland erleben Ausgrenzung und Diskriminierung im Alltag – bis hin zu Hass und Gewalt.“ Laut Bericht sind Muslime, die offen ihre religiöse Zugehörigkeit bekennen, ob durch Kleidung oder Mitgliedschaft in Organisationen, am stärksten betroffen. Vor allem kopftuchtragende Frauen berichteten von „besonders drastischen Formen der Anfeindungen“. Männer sehen sich demnach „verstärkt Zuschreibungen von Aggressivität und Gewalt“ ausgesetzt.

Unter Muslimfeindlichkeit versteht der Bericht „Zuschreibungen pauschaler, weitestgehend unveränderbarer, rückständiger und bedrohlicher Eigenschaften gegenüber Muslimen „. Ein „unbewusstes Vorverständnis“, Fehlinformationen, pauschale Ängste aber auch strukturellen Benachteiligungen führten zu einer „feindlichen Spaltung“ der Gesellschaft, so die Experten. Dabei konstatieren sie beim Rechtsextremismus „deutliche Ideologische Verbindungen“ zwischen Muslimfeindlichkeit und Antisemitismus.

Es handelt sich demnach um ein Querschnittsphänomen, das sich durch alle Lebensbereiche zieht und auch in der Mitte der Gesellschaft zu finden ist. Der Politologe der Universität Erlangen-Nürnberg, Mathias Rohe, monierte dabei auch einen „aggressiven Laizismus“, wie er im Berliner Neutralitätsgesetz zum Ausdruck komme.

Der Expertenkreis zeigte sich selbst überrascht vom Ausmaß des Phänomens. Laut Yasemin El-Menouar von der Bertelsmann Stiftung, hat ein Drittel der Muslime in Deutschland regelmäßig mit Diskriminierungserfahrungen zu kämpfen, aber die wenigsten zeigten dies an. Es fehlten Beratungsstellen oder Ansprechpartner bei den Sicherheitsbehörden. Der Erfurter Politikwissenschaftler Kai Hafez verwies auf Untersuchungen, wonach muslimfeindliche Einstellung auch bei der Polizei verbreitet sei. Damit widersprach er Seehofer, der dies seinerzeit bestritten hatte. Für den Kampf gegen „institutionellen Rassismus“ sollten alle Berufsgruppen in staatlichen Einrichtungen stärker sensibilisiert werden, so Hafez.

Der Bericht sieht in der Muslimfeindlichkeit eine Form des Rassismus, weil sie pauschalisierend eine Fremdgruppe konstruiere und die Gesellschaft in ein „wir“ und „sie“ aufteile. Auch vielen Medien, einschließlich der öffentlich-rechtlichen Sender, betrieben eine „einseitig konfliktorientierte Berichterstattung „ über den Islam. Christliche Medien nähmen ebenso „in sehr unterschiedlicher Intensität an einseitigen Islamdiskursen teil“. In den sozialen Medien herrscht nach Einschätzung von Hafez hingegen eine „toxische“ Muslimfeindlichkeit.

Für den Bildungsbereich verlangen die Experten von den Kultusministerien, Lehrpläne und Schulbücher zu überarbeiten und einen eigenen Themenbereich in der Politische Bildung zu schaffen. Grundsätzlich sei eine gleichberechtigte Teilhabe muslimischer Akteure und Organisationen an Staatlichen Förderungen besonders im Kultur- und Sozialbereich notwendig.

Die Autoren weisen ausdrücklich darauf hin, dass die „unbestrittenen Probleme eines islamisch-religiös begründeten Extremismus“ nicht Gegenstand ihres Arbeitsauftrages waren und anderweitig behandelt worden seien. Das BMI hatte einen ebenfalls unter Seehofer ins Leben gerufenen Expertenkreis politischer Islamismus allerdings nicht verlängert. Der Bericht stellt aber klar, dass eine berechtigte Kritik des Islam nicht infrage stehe. Übergänge zu Muslimfeindlichkeit seien aber dort gegeben, wo eine Pauschalierung erfolge, einseitige Erklärungsansätze gegeben würden oder die Vielfalt des Islam nicht berücksichtigt werde.

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Berlin (KNA) Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hat Musliminnen und Muslimen „ein gesegnetes und friedliches Opferfest“ gewünscht. „Es ist sicher für viele eine besondere Freude, dass erstmals seit der Pandemie die Pilgerfahrt nach Mekka wieder normal möglich ist. Frohes Fest!“, schrieb Scholz am Mittwoch auf Twitter in Deutsch, Türkisch und Arabisch.

Auch Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) gratulierte über Twitter: „Viele muslimische Menschen in Deutschland kommen heute im Kreis ihrer Familien zusammen und begehen gemeinsam den wichtigsten islamischen Feiertag Eid al Adha“, so Faeser. Sie wünsche ihnen „von Herzen ein gesegnetes Fest“.

Das Opferfest ist das höchste Fest des Islam und dauert vier Tage. Viele Muslime auf der ganzen Welt schlachten dazu ein Opfertier. Das Ritual erinnert an das in Koran und Bibel erwähnte Opfer Ibrahims (Abrahams), der bereit war, auf Geheiß Gottes seinen Sohn zu opfern. Die Muslime feiern, dass Gott dieses Opfer nur als Glaubensprüfung auferlegte und den Sohn schließlich in seiner Barmherzigkeit rettete.

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